Quo vadis Canon Pixma?: Günstigster "Single Ink"-Multifunktionsdrucker TS6350a abgekündigt
Canon gehört zweifelsohne zu den Pionieren bei der Entwicklung der Tintendrucktechnik. Viele Grundlagen für den ersten serienreifen thermischen Tintendrucker "HP Thinkjet" vor 40 Jahren hat Canon schon Ende der 70er-Jahre gelegt.
Die Einzelpatrone wird "erfunden"
Anfang der 90er folgte dann mit dem BJC-800 das erste Modell mit vier Tintenpatronen, die nicht nur vom Druckkopf getrennt sind, sondern auch einzeln austauschbar waren: "Single Ink". Das klingt total trivial, aber mit der Einführung von Farbtintendruckern dachte man zunächst, dass es eine tolle Idee ist, wenn man Cyan, Magenta und Gelb in eine Patrone quetscht.
Gut 20 Jahre später erschien im Oktober 2003 der i865 - der erste Drucker seiner Art, der ein Pigmentschwarz für Texte und auch ein Dyeschwarz für Fotos auf Glanzpapier verwendete - das Fünffarb-System also.
Nach und nach hat Canon diese Technologien nicht nur optimiert, sondern auch ins preisliche Einstiegssegment gebracht. Seit wenigen Jahren dreht sich der Spieß aber leider wieder.
2004 waren die Kartuschen von Canon noch frei von Elektronik
Der japanische Mitbewerber Epson klebt bereits seit Ende der 90er Jahre Chips auf jede Kartusche und machte es Drittanbietern somit schwieriger. HP hat zu dieser Zeit ohnehin fast vollständig auf mit der Tinte verbundene Einweg-Druckköpfe gesetzt.
Für eine lange Zeit war es Canon, dessen Patronen keinerlei diesbezügliche Hürden enthalten haben. Einer der Gründe, warum die Drucker (nicht nur damals) so beliebt waren. Zuletzt galt das sogar noch 2004 mit der furiosen Einführung der ersten Pixma-Generation - ja, wir sind bereits im Jahr des 20. Jubiläums. Die "großen" Geräte, ab dem Pixma iP3000, haben transparente Einzelpatronen verwendet, während bei der Einstiegsklasse, z.B. dem iP2000, 3-Farb-Kartuschen der Serie 24 zum Einsatz kamen, die tatsächlich auch nur die Tinte enthalten haben. Der Kopf selbst verblieb im Drucker und war dennoch wechselbar.
Druckkopfpatronen - eine "FINE" Sache?
Ein Jahr später, mit der zweiten Pixma-Generation 2005, wurden nicht nur die Einzelpatronen mit Chips "versorgt", sondern es ging auch mit den Druckkopfpatronen (Canon nennt diese "FINE"-Kartuschen) los. Anfänglich und für lange Zeit nur bei den günstigsten Druckern. Spätestens mit dem Pixma TS7750i sind diese aber auch eindeutig in der gehobenen Mittelklasse gelandet. Dabei wird eine Patrone für Schwarz verwendet und eine Zweite für alle drei Grundfarben - ganz wie früher.
Ärgerlich ist nicht nur, dass eine ganze Kartusche unbrauchbar wird, wenn nur eine der drei enthaltenen Tinten aufgebraucht ist, sondern aus Umweltgesichtspunkten auch die Verwendung von fest verklebten Druckdüsen. Diese so bezeichneten Druckkopf-Patronen enthalten teilweise nur Tinte für 180 oder gar 100 Seiten und müssen dann ausgetauscht werden. Selbst in den beim Nachkauf erhältlichen XL-Kartuschen für die neuesten Modelle sind es nur noch 300 Seiten.
Zwar bietet Canon ein Recyclingprogramm an, jedoch geht es dabei lediglich um die stoffliche Verwertung. An erster Stelle sollte jedoch immer die Vermeidung oder zumindest die Wiederverwertung stehen - beides ist hier nicht der Fall.
Nachbau "schwierig" - Aufbereitung aufwändig
Warum Canon das macht, ist wohl klar - solche Patronen lassen sich eben deutlich schwieriger Nachahmen. Und wenn, dann ist gleich eine Vielzahl von Patenten verletzt. Insgesamt dürfte diese Herangehensweise die Profite steigern. Ähnlich sieht es übrigens auch bei der Verheiratung von Tonerbehälter und Bildtrommel bei vielen Laserdruckern von Canon, HP, Lexmark und anderen aus.
Mitbewerber und Weltmarktführer HP geht übrigens bei sämtlichen Deskjet- und Envy-Druckermodellen den gleichen Weg.
Mit einer Ausnahme (bei Mobildruckern) setzen nur noch Brother und Epson nahezu durchgehend auf Einzelpatronen und permanente Druckköpfe. Jedoch sieht es da bei der Füllmenge der Einstiegsmodelle kaum besser aus - für die Umwelt ist auch das nur unwesentlich besser. Das Einzelpatronen mit höheren Füllmengen in vielen Fällen die bessere Wahl sind, kommuniziert Canon selbst gerne.
Die separaten PIXMA Tintentanks von Canon sind wesentlich leistungsstärker. Sie minimieren den Abfall und bieten eine hohe Effizienz (...).Canon, über die eigene "Single Ink"-Technologie
Bei Druckkopf-Patronen von Drittanbietern handelt es sich dann in der Regel um aufbereitete Originalkartuschen, die durch den hohen Aufwand nur noch einen kleinen Preisvorteil bieten können. Als Endkunde kann man eigentlich nur sparen, wenn man leere Kartuschen selbst neu befüllt. Das kann für Ungeübte eine Sauerei ergeben und machen nicht nur deswegen die wenigsten - und das wissen Canon und natürlich auch HP nur zu gut.
Ein weiterer Nachteil gegenüber vielen Pixma-Druckern mit Einzelpatronen ist der Wegfall vom Fotoschwarz. Dieses sorgt für kontrastreiche Fotos mit einer besseren Tiefenwirkung. Im Vergleich mit konkurrierenden Systemen sei jedoch erwähnt, dass auch die Fotoqualität von scheinbar einfachen Pixmas noch immer ziemlich gut ist.
Erstaunlicherweise geht Canon beim flachen Mobildrucker Pixma TR150 einen interessanten Weg: Der Druckkopf ist permanent und die Patrönchen sind getrennt in Pigmentschwarz und 4-Farb, inklusive einem Fotoschwarz - es ist also nicht unbedingt eine Frage der Bauform.
Fairerweise sei erwähnt, dass Druckkopf-Patronen auch einen Vorteil haben. Wenn die Düsen extrem hartnäckig eingetrocknet sind, sind solche Ausfälle mit einem Tausch sofort behoben. Von einem ernsthaften Verschleiß kann nach 100, 180 oder unseretwegen auch nach 600 Seiten kaum die Rede sein.
Immer weniger "Single Ink" bei den Patronen-Pixmas
Die Reduzierung der Druckermodelle mit "Single Ink" begann bereits Ende 2020, als nicht nur der günstige Pixma TS5050 (oftmals für unter 100 Euro) sondern auch die TR-Serie mit Faxfunktion mit den Modellen Pixma TR8550 und TR7550 abgekündigt wurden. Immerhin kommt nach drei Jahren nun letzterer als TR7650 zurück - ein lückenloser Lebenslauf ist das nicht.
Im unteren Preissegment verblieb nur noch der Pixma TS6350a, der für einen Straßenpreis von zumeist 100 bis 130 Euro gehandelt wurde und aktuell noch (!) wird.
Maxify- und "Pixma G"-Serie zeigen wie es auch geht
Deutlich besser sieht es immerhin bei der Maxify-Serie für Büroumgebungen aus. Das gilt beispielsweise für den seit über sieben Jahren erhältlichen Maxify MB5150, der mittlerweile als eines der "dienstältesten" Modelle überhaupt mit auffallend wenigen Ausfällen seine Arbeit verrichtet, als auch für die vor gut drei Jahren eingeführte Bürotintentanker-Serie um den Maxify GX7050.
Mittlerweile wurde die Modellreihe um günstigere Versionen, wie den GX3050 für unter 300 Euro, ergänzt. Solch niedrige Folgekosten bei gleichzeitig wenig unnötigem Abfall gibt es bei Patronendruckern kaum - es geht doch, Canon!
Zwar gibt es auch unter den Pixma-Modellen ("Pixma G") einige Tankdrucker, jedoch sind diese sehr rudimentär ausgestattet. Derzeit fehlt allen der Duplexdruck und teilweise sogar das Wlan. Die Zielgruppe ist somit recht stark eingeschränkt.
Interessant ist zudem, dass diese scheinbar auf der gleichen Druckkopf-Technologie basieren, wie die Einweg-FINE-Köpfe. Was bei Megatank für viele tausend Seiten halten soll, "muss" beim Patronendrucker nach spätestens 600 getauscht werden.
Die meisten Pixmas haben Einwegköpfe
Canon hat also durchaus ziemlich gute und ressourcensparende Alternativen im Portfolio. Die Klickzahlen beim Druckerchannel zeigen zudem, dass informierte Kunden vorrangig zu solchen Lösungen greifen. Die Verkaufszahlen dürften bei den Japanern aber eine starke Schlagseite zugunsten der Geräte mit Druckkopfpatronen haben.
Der Drucker-Finder zeigt aber auch, das unter günstigsten Geräten derzeit erst an der zwanzigsten Stelle ein "Single Ink" folgt.
Und genau dieses Modell wird im nächsten Abschnitt behandelt ...
Aus für die Pixma TS6350a-Serie
Nun wird es bei den "Single Ink"-Pixmas aber nochmals dünner. Seit einigen Wochen gehört auch der Pixma TS6350a (sowie der TS6351a im weißen Gehäuse) nicht mehr zum aktuellen Portfolio von Canon. Die Alternativmodelle TS8750 und TS9550 kosten beide (Straßenpreis) jeweils über 200 Euro und somit mehr als das Doppelte. Beim brandneuen Pixma TR7650 mit einigen Vorteilen aber auch Nachteilen wird sich der Preis aufgrund der hohen UVP (240 Euro) vermutlich auch eher bei hohen 180 Euro einpegeln.
Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte und auf Fotoschwarz und Einzelpatronen nicht verzichten will, muss zukünftig wohl zu Epson wechseln. Funktional weitgehend identisch ist dort die "Expression Premium"-Einstiegsserie um den XP-6100. Verzichten muss man aber auf die praktische hintere Papierzuführung samt Papierbreitenerkennung - besonders komfortabel ist dieser Epson jedoch auch nicht.
Pixma TS705a (ohne Scanfunktion) bleibt
Immerhin bleibt bei Canon der Pixma TS705a erhalten. Für zeitweise nur knapp mehr als 60 Euro*1 erhält man einen tollen Fotodrucker, der zudem auch Duplex kann und über zwei Papierzuführungen verfügt. Der Haken ist, dass man ohne Scanner auskommen muss und sich die Zielgruppe somit stark begrenzt.
Aktuelles Pixma-Portfolio
Mal von den derzeit eher wenigen Pixma-Modellen mit Tintentanks (Megatank) abgesehen, verbleiben nunmehr zwölf Multifunktionsdrucker in der Pixma-Serie, von denen lediglich drei Modellserien, die "Single Ink"-Patronen verwenden. Dazu kommen schier endlose Variationen mit abweichender letzter Zahl in der Modellnummer, die für andere Gehäusefarben oder auch Vertriebsformen stehen.
Die vier "reinen" Drucker ohne Scanner verwenden immerhin allesamt "Single Ink". Davon sind jedoch drei eher hochpreisige A3-Geräte - wovon deutlich niedrigere Stückzahlen abgesetzt werden dürften.
Canon Pixma Tintendrucker - Portfolio 03/2024 | |||
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Modell | Patronenserie | Preis und Detail | |
Modelle mit Druckkopfpatronen | |||
Basismodell | ![]() | Vorstellung ab 89 €*1 | |
Basismodell mit Duplexdruck | ![]() Pixma MG3650S | PG-540, CL-541 | Vorstellung ab 58 €*1 |
Gehobene Einstiegsklasse | ![]() Pixma TS5150-Serie | PG-540, CL-541 | Testbericht ab 69 €*1 |
Modelle mit Druckkopfpatronen und kompatibel mit "Pixma Print Plan"-Tintenabo | |||
Basismodell | ![]() Pixma TS3550i-Serie | PG-575, CL-576 | Vorstellung ab 60 €*1 |
Basismodell mit Fax und Simplex-ADF | ![]() Pixma TR4750i-Serie | PG-575, CL-576 | Vorstellung ab 65 €*1 |
Gehobene Einstiegsklasse | ![]() Pixma TS5350i-Serie | PG-560, CL-561 | Testbericht ab 59 €*1 |
Gehobene Einstiegsklasse mit Simplex-ADF | ![]() Pixma TS7450i-Serie | PG-560, CL-561 | Testbericht ab 75 €*1 |
Mittelklasse | ![]() | PG-585, CL-586 | Vorstellung ab 88 €*1 |
Mittelklasse mit Simplex-ADF | ![]() | PG-585, CL-586 | Testbericht ab 116 €*1 |
Modelle mit Einzelpatronen (Single Ink) | |||
Mittelklasse mit Fax und Simplex-ADF | ![]() | PGI-580xxx PGBK, CLI-581 | Vorstellung ab 178 €*1 |
Gehobene Mittelklasse mit Simplex-ADF und A3-Druck | ![]() Pixma TS9550-Serie | PGI-580xxx PGBK, CLI-581 | Vorstellung ab 261 €*1 |
Oberklasse (Fotodrucker) | ![]() Pixma TS8750-Serie | PGI-530PGBK, CLI-531 | Vorstellung ab 169 €*1 |
Modelle ohne Scanner mit Einzelpatronen (Single Ink) | |||
Oberklasse | ![]() | PGI-580xxx PGBK, CLI-581 | Vorstellung ab 69 €*1 |
Gehobene Mittelklasse bis A3 | ![]() | PGI-555PGBK XXL, PGI-550PGBK, CLI-551 | Vorstellung ab 204 €*1 |
Oberklasse bis A3 | ![]() | PGI-550PGBK, CLI-551 | Vorstellung ab 345 €*1 |
Professionell A3 | ![]() | CLI-65 | Vorstellung ab 535 €*1 |
Mobile Drucker mit Kombipatronen (jedoch Permanentkopf) | |||
Mit optionalem Akku | ![]() | PGI-35, CLI-36 | Vorstellung ab 210 €*1 |
Mit integriertem Akku | ![]() | PGI-35, CLI-36 | Vorstellung ab 259 €*1 |
Tintentankdrucker (Megatank) | |||
Einfacher Fotodrucker ohne Scanner | ![]() | Serie GI-53 | Testbericht ab 234 €*1 |
Einfacher Fotodrucker | ![]() | Serie GI-53 | Testbericht ab 264 €*1 |
Basismodell ohne Scanner und ohne Wlan | ![]() | Serie GI-51 | Vorstellung ab 185 €*1 |
Basismodell ohne Wlan | ![]() | Serie GI-51 | Vorstellung ab 186 €*1 |
Basismodell | ![]() Pixma G3570 | Serie GI-51 | Vorstellung ab 195 €*1 |
Basismodell mit Fax und Simplex-ADF | ![]() | Serie GI-51 | Vorstellung ab 225 €*1 |
Bürotintendrucker | |||
Maxify-Serie | siehe Drucker-Finder | ||
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