Brother Recycling: Aufbereitung von Tintenpatronen in Europa gestartet
Die meisten Drucker, egal welcher Technologie, produzieren während ihrer Nutzung nicht unerhebliche Mengen Abfall. Bei Systemen, die auf Laser- oder LED-Druckwerke basieren, sind das nicht nur die Tonerkartuschen, sondern auch Bildtrommeln, Resttonerbehälter und andere Bauteile, die mit der Zeit erneuert werden müssen.
Mal abgesehen von der grundlegenden Haltbarkeit, sieht die Sache bei Tintendruckern ähnlich aus. Insbesondere Patrone mit geringer Füllmenge und entsprechend niedrigem Seitenertrag müssen gefühlt ständig für teures Geld ausgewechselt werden. Bei günstigeren Geräten von Canon und HP kommen dabei oftmals sogar Einweg-Druckköpfe zur Verwendung, die auch nach der angedachten Reichweite von 100, 200 oder 300 Seiten funktionieren würden.
Eine löbliche Ausnahme sind dabei mehr und mehr aufkommende Tanksysteme, die unter den Markennamen "Ecotank", "Megatank" oder "Smart Tank" allen voran von Epson, Canon und HP angeboten werden. Diese bieten enorme Füllmengen für Reichweiten zwischen 5.000 oder sogar 14.000 Seiten und produzieren lediglich einfache und leicht zu recycelnde Plastikflaschen als Abfall nach der Befüllung.
Recyclingprogramme
Bereits seit vielen Jahren bieten immerhin fast alle Druckerhersteller Rücknahmeprogramme für aufgebrauchte Tintenpatronen und Tonerbehälter an. Der Beweggrund für die Einführung war und ist sicherlich nicht immer ausschließlich die Umwelt, sondern auch die Verknappung von Rohmaterial für die Aufbereitung durch Dritte.
Als einer der ersten sammelt Canon bereits seit 1996 aufgebrauchte Tonerkartuschen und Tintenpatronen und recycelt diese. Ein Jahr später, 1997, folgte dann HP mit "Planet Partners" als wohl mit Abstand größter Fisch.
Zumeist stoffliche Verwertung statt Wiederverwendung
Die meisten dieser Programme haben jedoch eines gemeinsam: Zumeist fand oder findet bestenfalls eine stoffliche Verwertung statt, die aus alten Patronen beispielsweise neue Druckergehäuse ermöglicht. Dieser Faktor ist mittlerweile nicht unerheblich, da das Umweltzeichen "Blauer Engel" auch definierte Mindest-Recyclinganteile fordert. Eine Quelle des Rohmaterials aus dem eigenen Kreislauf ist da äußerst praktisch und kann werbewirksam kommuniziert werden. Mehr Müll hat somit auch positive Aspekte.
Die ökologisch eindeutig sinnvollere Lösung ist jedoch die Wiederverwendung. Dabei sind Original-Hersteller wie Lexmark und insbesondere auch Brother ganz vorne mit dabei.
Im eher kleinen Stil bereitet derzeit auch Marktführer HP unter dem Label "EvoCycle" Tonerkartuschen auf. Aktuell werden jedoch lediglich 21 Prozent der Teile (vom Gewicht) direkt wiederverwendet.
Aufbereitung von fast allen Brother-Tonerkartuschen
Anders sieht die Sache bei Brother aus. Bereits seit nunmehr über 20 Jahren werden Tonerkartuschen für den europäischen Markt im nordwalisischen Werk in Wrexham eingesammelt und aufbereitet. Im Jahr 2007 kam dann das derzeit größte Brother-Aufbereitungswerk im slowakischen Krupina dazu.
Mittlerweile werden an beiden Standorten fast alle Tonerkartuschen des japanischen Unternehmens zu großen Teilen aufbereitet und neu befüllt. Verschlissene Teile von eingesendeten Kartuschen werden dagegen weitgehend vollständig stofflich verwertet. Bereit seit 2013 rühmt man sich damit, keinen Deponiemüll mehr zu produzieren. Seit 2024 wird das Recycling von nicht mehr verwendbaren Teilen sogar komplett durch Brother durchgeführt und nicht an Dritte übergeben.
Bemerkenswert ist zudem, dass sich aufbereitete Tonerkartuschen optisch und funktional nicht von neu produzierten Kartuschen unterscheiden lassen sollen, und daher in den regulären Verkaufskreislauf untergemischt werden. Es ist nicht vorgesehen, dass man sich als Kunde für eine Art der Kartusche entscheiden kann. Eine Ausnahme ist derzeit lediglich die TN-3512 RE (RE für recycelt) speziell für den italienischen Markt, die das Umweltzeichen "Blauer Engel" nach "DE UZ 177" erhalten hat.
Recycling von Tintenpatronen startet
Nun zündet Brother als erster relevanter Druckerhersteller die nächste Stufe. Angekündigt wird nicht weniger als die Aufbereitung von aufgebrauchten Tintenpatronen für Kunden in 30 europäischen Ländern - einschließlich Deutschland.
Wie auch beim ebenfalls japanischen Mitbewerber Epson setzt Brother grundsätzlich auf eine Trennung zwischen einem lang haltenden Piezo-Druckkopf und der Tinte in einem eigenen Behälter. Zwar bietet Brother (in Westeuropa) derzeit keine Tankdrucker an, jedoch sind viele Tintendrucker mit besonders großen Kartuschen ausgestattet, die teilweise auf eine vergleichbare Seiten-Reichweite kommen.
Dieser Schritt ist auch deshalb als äußerst löblich einzustufen, weil Tintenpatronen in der Regel deutlich günstiger (als Tonerkartuschen) sind und die Aufbereitung entsprechend relativ hohe Kosten verursacht. Ein Gewinngeschäft (rein monetär) wird das also nicht sein.
Für die Aufbereitung wird das Werk im nordwalisischen Wrexham um 20 Mitarbeiter auf eine Belegschaft von dann knapp über 200 aufgestockt. Wenn alles eingespielt ist, rechnet Brother mit einer Taktzahl von rund zwei Millionen aufbereiteten Tintenpatronen pro Kalenderjahr.
Zum Vergleich: im letzten Finanzjahr hat Brother weltweit 2,7 Millionen Tonerkartuschen aufbereitet.
Für den Anfang werden ausgewählte Tintenpatronen der Bauart "BH17" und "BH19" aufbereitet. Zu diesen gehören die Kartuschen mit Pigmenttinten für die aktuelle und letzte J6000er-, J5000er- und J4000er-Serie, die in seit 2016 eingeführten Bürodruckern eingesetzt werden.
Aus dem aktuellen Sortiment werden somit lediglich die Patronen für die Einstiegsmodelle der J1000er-Serie nicht aufbereitet. Womöglich ist derzeit noch keine "Behandlung" für jede Version (das betrifft die Größe und eventuell auch die Farbe) der nachfolgend genannten Kartuschen-Serien möglich.
Aufbereitete Kartuschen (aktuelle Planung)
- Serie LC-3217 (BH17)
- Serie LC-3219 (BH17)
- Serie LC-422 (BH19)
- Serie LC-426 (BH19)
- Serie LC-427 (BH19)
Dennoch soll gelten, dass alle eingesendeten Brother-Patronen entweder aufbereitet oder vollständig stofflich recycelt werden. Auch bei den Tintenprodukten soll also kein Deponiemüll anfallen. Man kann wohl davon ausgehen, dass Brother das Programm auf andere Kartuschen ausweiten wird - derzeit wollte man uns dies jedoch nicht bestätigen.
Als Begründung für diesen Schritt führt Brother neben massiven CO₂-Einsparungen auch zukünftige EU-Ökodesign-Richtlinien für bildgebende Geräte (Drucker und Multifunktionsgeräte) an, die "den Wandel hin zu nachhaltigen Wiederverwendungsmodellen gegenüber Einwegverbrauchsmaterialien beschleunigen" werden.
Rücksendebeutel oder -Box muss angefordert werden
Wie bei den meisten Recyclingprogrammen muss auch bei Brother zunächst ein Rücksendebeutel angefordert werden, der postalisch verschickt wird. Dazu gibt es auf der Webseite zum Thema "Recycling" ein Formular.
Bis zu vier Kartuschen können dann in einer Plastiktüte direkt in den nächsten Briefkasten eingeworfen werden. Für Mengen bis zu 20 Kartuschen bietet Brother dagegen eine Box aus Karton an, der über den Paketschalter abgegeben werden muss.
In jedem Fall werden ausschließlich Brother-Originalpatronen recycelt.
Prozess der Aufbereitung von Tintenpatronen
Laut Brother sind die Patronen schon seit längerer Zeit so gestaltet, dass eine spätere Aufbereitung problemlos und mit nur wenig Verschleiß möglich ist. Aktuelle Kartuschen enthalten auch keine Schwämme mehr. Vorgesehen ist generell sogar eine mehrfache Wiederverwendung, ohne dabei genaue Zahlen zu nennen.
Eingesammelte Patronen werden von Brother gesichtet, gründlich gereinigt und im Idealfall fast vollständig wiederverwendet. Es wird sogar geprüft, ob der integrierte IC-Chip, der den Tintenstand speichert (und im Zweifelsfall auch eine Hürde für Drittanbieter ist) einfach nur neu programmiert oder ausgetauscht werden muss. Auf dem Chip wird auch die Anzahl der durchgeführten Aufbereitungen gespeichert.
In jedem Fall wird händisch ein neues Etikett mit aktualisierter Kennung und Datumsangabe aufgeklebt. Im Detail soll der Ablauf wie folgt aussehen:
Prozess der Tintenpatronen-Wiederaufbereitung
- Der Chip auf der Patrone wird überprüft, ob er überschrieben werden kann und für einen zweiten Lebenszyklus geeignet ist.
- Kosmetische Kontrolle der Patrone. Tintenrahmen und Chip werden zur Wiederverwendung getrennt.
- Der Tintenauslass wird mikroskopisch auf Verunreinigungen untersucht, und mittels Vakuum bzw. von Hand gereinigt.
- Der Tintenrahmen wird vollständig ausgesaugt.
- Der Tintenrahmen erhält ein neues "Verfallsdatum" (neues Etikett wird von Hand angebracht).
- Der Tintenrahmen wird auf Dichtheit geprüft (mit Luft wird geprüft, ob der Tintenbeutel zum Befüllen dicht ist).
- Die Tintenpatrone wird befüllt.
- Tintenrahmen und Chip werden verbunden und auf Eignung geprüft. Der Chip wird neu beschrieben und montiert.
- Die Tintenpatrone wird verpackt und versendet. Der nächste Lebenszyklus kann beginnen.
Recycling und Aufbereitung bei Brother im Überblick
Brother recycelt derzeit neben Tonerkartuschen und Tintenpatronen auch TZe-Etikettenbänder für P-Touch-Labeldrucker. Eine Aufbereitung findet nach aktuellem Stand jedoch nur bei (fast sämtlichen) Tonerkartuschen und ausgewählten Tintenpatronen statt.
In Vorbereitung ist nach Informationen von Druckerchannel auch eine Aufbereitung von Bildtrommeln, die bei Brother-Drucksystemen grundsätzlich nicht mit den Tonerkartuschen verklebt sind. Wenigdrucker benötigen im Normalfall während der Lebenszeit des Druckers keine Ersatz-Bildtrommel. Für viele gehobene Geräte steht selbst bei Nutzung des größten Toners erst nach rund fünf bis zehn Wechseln ein Austausch an.
Zum Vergleich: Bei Canon und HP kommen fast ausschließlich Einweg-Trommeln zum Einsatz, während Kyocera als Gegenpart ein äußerst haltbares System für bis zu 500.000 Seiten ohne Trommeltausch entwickelt hat.
Brother-Recycling (aktuell)
- Aufbereitung und Recycling von Tonerkartuschen
- Aufbereitung und Recycling von Tintenpatronen
- Recycling von TZe-Etikettenbändern (für P-Touch)
Brother-Recycling (angekündigt)
- Aufbereitung und Recycling von Bildtrommeln (für Laser/LED-Drucker)