Brother Pressereise Tonerkartuschen-Instandsetzung in Krupina: Instandsetzen statt schreddern
Der kleine 8.000-Einwohner-Ort Krupina liegt in der südlichen Mitte der Slowakei, etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt Bratislava entfernt. Hier unterhält der Druckerhersteller Brother eine Anlage zur Wiederaufbereitung leerer Tonerkartuschen, die dann wieder in den Handel kommen. Druckerchannel hatte bereits 2013 die Fabrik besucht und hat sich den Verwertungsprozess angesehen.
Seit 2007 recycelt Brother im slowakischen Krupina S/W- und Farbtonerkartuschen. Wobei der Begriff "Recycling" bei den Verantwortlichen nicht gut ankommt. Sie betonen, dass Recycler das Produkt in seine Grundmaterialien zerlegen - schreddern - um diese Materialien für neue Produkte zu nutzen. Brother hingegen sorge dafür, dass alte Tonerkartuschen zurück in den Produktkreislauf kommen, wobei mehr Energieeinsparung möglich sei. Bis zu drei "life cycles", also Lebenszyklen, soll eine Kartusche haben können.
Im Jahr 2015 verkaufte Brother rund 2,6 Millionen Tonerkartuschen allein in Deutschland. Von diesen kamen lediglich 450.000 im Wiederaufbereitungswerk in Krupina an - das entspricht etwa 17 Prozent. Gesamteuropäisch gesehen dürfte die Quote noch geringer sein. Sie zu erhöhen sei schwierig, da die Bereitschaft zur freiwilligen Rücksendung ziemlich gering sei.
Phil Mack, Direktor von Brother UK, verriet in seiner Präsentation, dass Brother seit 2004 insgesamt 18 Millionen Tonerkartuschen aufbereitet habe - weltweit. Neben dem Werk in Krupina unterhält Brother noch fünf weitere, unter anderem in den USA, Japan und Brasilien. Das Werk in der Slowakei schafft ungefähr 1,2 Millionen Kartuschen im Jahr.
Neben der freiwilligen, kostenfreien Rücksendung durch Verbraucher verkaufen auch Leergutbroker ihre Tonerkartuschen an das Brother-Werk. Genaue Zahlen nannte das Unternehmen jedoch nicht.
Unwirtschaftlicher Umweltschutz
Nach eigenen Aussagen kostet eine aufbereitete Tonerkartusche etwa 20 Prozent mehr als eine neue. Brother verkauft die "refurbished"-Kartuschen allerdings wie neu, da sie nicht mehr von brandneuen Tonern zu unterscheiden seien. Lediglich ein Barcode verrät den Mitarbeitern, wie oft eine Kartusche schon Verwendung fand. Kunden bekommen nicht mit, ob sie eine erneuerte oder eine wirklich neu produzierte Kartusche in den Händen halten.
Bei der eigentlichen Aufbereitung durchlaufen die Leerkartuschen mehrere Stationen. Nach der Sortierung in die verschiedenen Modelle entleeren Mitarbeiterinnen (die Fabrik ist mehrheitlich weiblich geführt) den restlichen Toner aus den Kartuschen. Plastikabdeckungen und Kartons kann das Unternehmen - je nach Abnutzungsgrad - wiederverwenden oder recyclen. Nach einer Reinigung montieren die Arbeiterinnen Ersatzteile auf die entleerten Kartuschen und schrauben sie wieder zusammen. Direkt in der Fabrik verpacken die Mitarbeiter dann die Kartuschen in neue Kartons. Der Prozess entspricht dem von unserem vorherigen Besuch von 2013, wobei aber noch ein paar Kartuschenmodelle hinzugekommen sind.
Remanufacturing durch OEM: Zukunftsstrategie?
Neben dem Umweltaspekt und der damit verbundenen, positiven Öffentlichkeitswirkung macht die Aufbereitung auch die Arbeit von Toner-Drittanbietern schwieriger. Der Marktanteil von "Reman"-Toner*1 liegt in Deutschland bei etwa 16 Prozent. Diese Drittanbieter sind von den Einsendungen originaler Brother-Kartuschen abhängig. Sollte Brother seine Kartuschen selbst zurücknehmen, könnte der Konzern somit den Drittanbietern ihren wichtigsten Rohstoff unzugänglich machen. Eine probate Strategie, den Marktanteil an OEM-Kartuschen zu erhöhen, denn: Das Gesamtvolumen an verkauften Tonerkartuschen stagniert seit Jahren.
Der Umwelt-Nutzen des Konzeptes ist durchaus vorhanden. Das Aufbereiten von Tonerkartuschen spart Material, verhindert Müll und macht lange Logistikwege nach Südostasien überflüssig. Bisher verhindern hohe Kosten sowie die geringe Rücksendungsquote eine Ausweitung der Vorgehensweise. Anreizmodelle wie Pfandkartuschen sind auch nicht in Planung, da sie erfahrungsgemäß wenig Erfolg hätten. Auch steht der Trend der Digitalisierung einer solchen Anstrengung entgegen. Es würde keinen Sinn machen, in neue, umweltfreundliche Technik zu investieren, wenn der Druck auf Papier innerhalb der nächsten Jahre mutmaßlich stark abnimmt.
Letztendlich sorgt der Preisdruck dafür, dass solche umweltfreundlichen Konzepte oft nur kleine Anteile an der Gesamtproduktion ausmachen. Somit hat Brother die Kapazitäten seit unserem letzten Besuch vor drei Jahren nur wenig ausbauen können - aus Kostengründen. Die geringe Rücksendequote der meisten Konsumenten lässt zudem darauf schließen, dass ein freiwilliges Modell nur geringen Erfolg haben kann. Ein sinnvoller Ansatz ist das Wiederaufbereiten von Tonerkartuschen trotzdem. Das gewonnene Know-How floss auch schon in die neuen Tonerkartuschen ein, die seit 2015 modular aufgebaut sind und eine Wiederverwendung begünstigen (vergleiche hierzu die Tonerkartuschen des Brother DCP-9017CDW).