HP Envy, Deskjet & Officejet ("e"-Modelle): Schluss mit HP+ nun auch bei Tintendruckern
Auf Anfrage vom Druckerchannel hat HP bestätigt, dass das von vielen Seiten (und vor allem auch von uns) stark kritisierte "Vorteilsprogramm" unter der Marke "HP+" ab Herbst 2025 nun auch bei Tintendruckern auslaufen wird. Alle ab sofort neu vorgestellten Druckerserien werden ohne auskommen. Für alle noch mit dem "e" gekennzeichneten Druckern ändert sich nichts.
HP+ bietet für den Kunden zwar durchaus Mehrwerte, hat aber offensichtlich das dauerhafte Erzwingen der Verwendung von Originaltinte als vordergründiges Ziel. Die Teilnahme ist für unterstützte Tintendrucker stets freiwillig. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass vielen nicht klar war und ist, worauf man sich mit einer Zustimmung in allen Konsequenzen einlässt.
Ab diesem Herbst stellt HP die Marke HP+ ein. Die von den HP Kunden geschätzten Vorteile werden jedoch beibehalten.HP, auf Anfrage von Druckerchannel
Die neue "Envy Photo"-Serie wird den Anfang machen. Aber auch alle weiteren zukünftigen Druckermodelle werden nicht mehr mit HP+ angeboten. Die Änderung soll weltweit gelten. Wesentliche Vorteile, mit denen man bislang zur Teilnahme gelockt wurde, dürfte man aber wohl auch weiterhin bekommen - ohne "Gegenleistung".
Aber der Reihe nach: Was ist "HP+" eigentlich genau, wie kam es dazu und was bedeutet das Aus für aktuelle und zukünftige HP-Kunden genau?
Es war einmal ...
HP gehört zu den etabliertesten Druckerherstellern und ist seit einer gefühlten Ewigkeit weltweit unangefochtener Marktführer. Zu verdanken haben das die US-Amerikaner über lange Zeit ihren zuverlässigen und soliden Tinten- und Laserdruckern. Mit dem Thinkjet brachte HP übrigens vor über 40 Jahren den ersten günstigen Tintendrucker für den Massenmarkt heraus.
Beim Ruf (oder Image) steht HP dagegen mittlerweile nicht mehr bei allen Kunden so gut da, wie es lange der Fall war. Ursächlich dürften unter anderem wohl auch die besonders restriktiven Maßnahmen sein, die es den Kunden erschweren, günstige Alternativen für Tinte und Toner zu nutzen. Denn "führend" sind viele Modelle der Marken Deskjet, Envy, Officejet und Laserjet vor allem auch bei den Unterhaltskosten.
Ausnahmen bestätigen die Regel, schließlich gibt es auch eine breite Palette an "Smart Tank"-Tintentankdruckern und (einmalig am Markt) Tonertank-Geräten mit ziemlich niedrigen Folgekosten. Übrigens lässt es sich auch mit einem "Instant Ink"-Tintenabo zu moderaten Preisen und äußerst fairen Bedingungen drucken.
Patronenschutz und "dynamische Sicherheit"
Für die meisten Tintenpatronen und Tonerkartuschen gilt jedoch, dass diese ziemlich teuer sind, und/oder eine niedrige Reichweite aufweisen. Um günstige Nachbauten zu verhindern, sind diese oftmals mit dem Tinten-Druckkopf und bei Lasern zumeist mit einer Einweg-Bildtrommel fest verklebt. Ein Chip zur Speicherung des Füllstands und Schutzmechanismen gehören ohnehin zum Standardrepertoire von HP und natürlich auch allen anderen Druckerherstellern, die auf Patronen setzen.
Da auch diese Maßnahmen nicht immer zielführend sind, schiebt HP regelmäßig Firmware-Updates nach, die oftmals tatsächlich Sicherheitslücken wirksam beheben und nötig sind.
Gleichzeitig werden mit diesen Aktualisierungen aber auch Funktionen nachgeschärft, die Materialien von Drittanbietern wirksam rauskegeln - HP nennt das "dynamische Sicherheit". Einige Nutzer müssen sich dann entscheiden: günstigere Patronen oder volle Sicherheit. Wer ohnehin nur Originaltinten oder gar "Instant Ink" nutzt, braucht sich hierbei weniger Gedanken zu machen.
Und ja, natürlich ergreifen alle Druckerhersteller Maßnahmen, den Kunden die Nutzung von (zumeist günstigeren) Alternativmaterialien zu erschweren.
Erstmal ist das auch nachvollziehbar, denn an einem Drucker für weit weniger als 70 Euro verdient man nach Steuern, Abgaben und Logistik nichts. Die Stringenz und Summe der Maßnahmen, die HP anwendet, suchen am Markt aber schon ihresgleichen. Dazu steht der Marktführer natürlich auch unter besonderer Beobachtung.
HP+ als Krönung der Restriktionen
Der nächste Höhepunkt folgte im April 2021 mit der Einführung von "HP+". Die als "Vorteilsprogramm" vermarktete Option wird Käufern von vielen HP-Tintendruckern direkt während der Ersteinrichtung über die HP-App direkt angeboten und äußerst schmackhaft gemacht. Viel Zeit zum Überlegen gibt es allerdings nicht. Dieses Angebot ist ausschließlich in den ersten sieben Tagen erhältlich. Jetzt zugreifen! Es ist schon fast zu spät!
Gelockt wird man mit einem zusätzlichen Jahr Garantie, Freimonaten für "Instant Ink", erweiterten App-Funktionen zum bequemen Scannen und auch mit dem entfernten Drucken über die Cloud. Schön blöd, wer sich dagegen entscheidet, oder?
In sich hat es aber, was HP dafür als Gegenleistung verlangt: Und das ist nicht weniger als die dauerhafte Verwendung von Originalpatronen. Ja, das gilt dann für die komplette Nutzungsdauer mit diesem Drucker. Einmal zugestimmt, kann man sich nicht mehr von HP+ lösen. Mitgehangen, mitgefangen, ist hier die Devise.
Durchgesetzt wird der Zwang zur Originaltinte über eine ebenfalls verpflichtende und stetige Cloud-Verbindung, die der Drucker über das Heimnetzwerk mit HP aufbaut. Kappt man diese im eigenen Netzwerk, kann man nach einer gewissen Zeit nicht mehr drucken. Das gilt so übrigens auch, wenn man ein Tintenabo (von HP, aber auch Brother Canon oder Epson) gebucht hat, bei dem (aus ersichtlichen Gründen) der gleiche Zwang gilt.
Wer sich seinen HP-Drucker mit der Intention gekauft hat, das Gerät dauerhaft mit einem "Instant Ink"-Abo zu betreiben, hat somit wiederum keine zusätzlichen Einschränkungen.
HP+ gibt es für fast alle aktuellen Tintendrucker der Serien Deskjet, Envy und Officejet, die mit einem "e" hinter der Modellnummer enden. Ausnahmen gibt es weniger, beispielsweise mit der Serie um den Officejet Pro 9130B ("B" wie "Business") oder den neuesten Envy-Generationen ab dem Envy Photo 7230 - mehr dazu weiter unten.
Tintendrucker mit "HP+"-Option (binnen 7 Tagen bei der Ersteinrichtung)
- HP Deskjet 2710e, 2720e, 2721e, 2723e, 2810e, 2820e, 2821e, 2822e, 2823e, 4110e, 4120e, 4122e, 4130e, 4210e, 4220e, 4222e, 4223e, 4230e
- HP Envy 6010e, 6020e, 6022e, 6030e, 6032e, 6110e, 6120e, 6122e, 6130e, 6132e, 6420e, 6430e, 6432e, 6520e, 6530e, 6532e
- HP Envy Inspire 7220e, 7221e, 7224e, 7920e, 7921e, 7922e, 7924e
- HP Officejet 8012e, 8014e, 8015e
- HP Officejet Pro 8022e, 8024e, 8025e, 8122e, 8124e, 8125e, 8132e, 8134e, 8135e, 9010e, 9012e, 9014e, 9015e, 9019e, 9022e, 9025e, 9120e, 9122e, 9125e, 9132e, 9720e, 9730e
Wo ist eigentlich das Problem?
Jetzt kann man sich fragen, wo genau das Problem besteht. Schließlich können sich Kunden entscheiden, ob sie "HP+" aktivieren möchten oder nicht. Man kann jedoch große Zweifel hegen, dass dem unbedarften Druckerkäufer bei der Installation wirklich klar ist, wozu man da gerade seine Zustimmung gibt oder gegeben hat. Insbesondere auch, weil man seit der Einführung von "HP+" nur so an das "Instant Ink"-Gratisabo kommt. Nicht wenige gehen davon aus, dass das eine Programm das andere bedingt. Dem ist aber eben nicht so.
Spätestens, wenn man sich nach dem Tintenabo-Probezeitraum gegen eine Verlängerung entscheidet, weil einem die laufenden Abogebühren für das eigene Druckaufkommen dann doch zu hoch erscheinen, können die Nachteile spürbar werden. Denn selbst wenn man (aus guten Gründen) ausschließlich Originaltinte nutzt, bleibt es beim Zwang zur stetigen Cloud-Verbindung des Druckers. Aus Sicht von HP erhöht dies zwar die Sicherheit, jedoch dürften das viele anders sehen. Nachbauten sind ja nun sowieso und endgültig tabu.
HP+ für Laserdrucker bereits seit Sommer 2024 passé
HP+ gab es seit der Einführung vor über fünf Jahren übrigens zunächst auch für Laserdrucker. Solche oftmals im geschäftlichen Umfeld eingesetzten Drucker haben aber auch vollkommen andere Anforderungen - das war auch HP klar. Von daher hat man sich für ein etwas abweichendes Konzept entschieden.
Für Geräte der Einstiegs- bis hin zur Mittelklasse gab es Modellversionen mit und ohne dem berüchtigten "e". Die mit der Kennung waren günstiger, hatten HP+ aber immer zwangsweise inklusive. Die Einrichtung eines solchen Druckers ging generell nur mit einem HP-Konto und einer Verbindung über WLAN oder Ethernet samt freigeschaltetem Onlinezugang.
Massiv negative Kundenrückmeldungen haben offenbar dazu geführt, dass man im Sommer 2024 die Reißleine gezogen hat. Seitdem sind dann alle Laserdrucker mit dem "e" sukzessive, aber ziemlich schnell vom Markt verschwunden. Vorhandene Installationen kommen aber um den Zwang von Originaltoner und Cloud weiterhin nicht herum. Gleichzeitig hatte man übrigens auch "Instant Ink" für Laserdrucker eingestellt, die mit zu den Tintendruckern abweichenden Konditionen auch Toner im Abo liefern sollte.
Envy Photo (2025) ohne "e"
Wer hätte aber gedacht, dass HP auch die Regeln bei seinen Tintendruckern ändert? Schließlich werden diese (abgesehen von der Officejet 9000B-Serie) fast ausschließlich im Heimbereich oder allenfalls in eher kleinen Unternehmen eingesetzt, in denen die Nutzung von WLAN und der Cloud zumeist nicht als großes Problem angesehen wird.
Umso erstaunlicher war es, als HP Anfang Oktober eine neue Fotodruckerserie angekündigt hat, die wieder ohne das "e" hinter der Modellnummer auskommt. Das muss ein Fehler sein, oder? Aber tatsächlich: Auf Anfrage hat uns HP bestätigt, dass die Neulinge Envy Photo 7230 und 7930 heißen werden und explizit bei der Einrichtung kein Angebot zur Teilnahme am "HP+"-Programm erhalten. Und damit ist klar, dass es sich nicht nur um eine neue Nomenklatur handelt. "HP+" ist Vergangenheit - zumindest bei neuen Druckerserien. Wow, das kommt unerwartet!
Schluss mit "HP+" für alle kommende Druckerserien
Weitere Nachfragen von Druckerchannel haben ergeben, dass man sich beginnend "ab Herbst" komplett von "HP+" absagt und das Programm auslaufen lässt. Die Entscheidung gilt nicht nur für Kunden in Deutschland oder der EU, sondern weltweit. Dabei sollen für Bestandskunden alle Vorteile erhalten bleiben. Interessant sind davon wohl ohnehin "nur" die erweiterte Garantie, Freimonate für "Instant Ink", das Remote-Printing und eventuell auch erweiterte Funktionen zum Scannen in der App.
Die Änderung wirkt sich somit nur und erst bei kommenden Tintendruckerserien von HP aus, die kein "e" am Ende der Modellnummer haben. Das gilt eben im ersten Schritt nur für die neue "Envy Photo"-Serie. Später folgen dann wohl auch neue Deskjet-, Officejet- und Envy-Standardmodelle. Genaue Informationen für einen Generationswechsel liegen uns hier aber noch nicht vor.
Keine Änderung für Bestandskunden oder neu installierte "e"-Modelle
Für Kunden, die sich bereits für "HP+" entschieden haben, gibt es keine Änderung. Alle Vorteile (und Nachteile) bleiben bestehen. Das gilt so auch für zukünftige Installationen von Tintendruckern, die das "e" noch im Namen tragen.
Kunden mit HP+-fähigen Geräten müssen nichts unternehmen. Die aktuellen Nutzungsbedingungen bleiben unverändert, und Kunden haben weiterhin Zugang zu zusätzlichen Lösungen und Instant Ink-Testversionen.HP, auf Anfrage von Druckerchannel
HP hat aber schon jetzt angekündigt, dass auch Tintendrucker ohne "HP+"-Option (also ohne "e") die "geschätzten" Vorteile von HP+ bekommen. Das sind dann sicherlich wohl die Gratismonate für "Instant Ink", erweiterte App-Funktionen, und ab 2026 wohl auch die KI-Funktionen für den Windows-Treiber.
Unklar ist, ob man an der kostenfreien Verlängerung der Garantie um ein Jahr auch bei den günstigen Deskjet- und Envy-Serien festhalten wird. Andere Hersteller bieten zwar ebenfalls gratis Garantieerweiterungen an, diese gelten aber zumeist ausschließlich für teurere Tank- und Bürodrucker. Die "Smart Tank"-Serie ist aktuell ohnehin etwas bessergestellt, obwohl oder gerade weil es für Tankdrucker kein HP+ (und kein "Instant Ink") gibt.
Die von den HP Kunden geschätzten Vorteile werden jedoch beibehalten. Dazu gehören auch zusätzliche Lösungen und eine Instant Ink-Testversion. Diese Änderungen vereinfachen und verbessern die Kundenerfahrung. Gleichzeitig werden die Produkte und Dienstleistungen von HP noch intuitiver.HP, auf Anfrage von Druckerchannel
Quo vadis – alles wieder gut?
Die Auswirkungen der Einstellung von "HP+" sollte man nicht überinterpretieren. Ja, zukünftig haben zumindest die Kunden, die sich sonst auf das Programm (absichtlich oder versehentlich) eingelassen haben, wieder die theoretische Möglichkeit, auf günstigere Patronen von Drittanbietern zu wechseln. HP "empfiehlt" dies aber nicht und sperrt sich auch weiterhin über die weiterhin angewendete "dynamische Sicherheit" aktiv dagegen. Das gilt so weiterhin auch für die neue Envy-Photo-Serie ohne HP+.
Dieser Drucker ist nur für die Verwendung mit Druckpatronen vorgesehen, die über neue oder wiederverwendete originale Elektronikschaltkreise von HP verfügen. Er nutzt dynamische Sicherheitsmaßnahmen, um Druckpatronen mit modifizierten oder nicht von HP stammenden Schaltkreisen zu blockieren. Regelmäßige Firmware-Updates erhalten die Wirksamkeit dieser Maßnahmen aufrecht und blockieren Druckpatronen, die zuvor funktioniert haben. Wiederverwendete elektronische Schaltkreise von HP ermöglichen die Verwendung von wiederverwendeten, wiederaufbereiteten und wiederbefüllten Druckpatronen. Mehr dazu unter: http://www.hp.com/learn/dsHP zur "dynamischen Sicherheit"
Es sei mal dahingestellt, ob die Nutzung von billigen Patronen wirklich ratsam ist. Aus Sicht von Druckerchannel kann auf der anderen Seite aber auch keine uneingeschränkte Empfehlung dafür ausgesprochen werden, dass man Firmwareaktualisierungen für seinen Drucker unterbindet, nur um dann wieder alternative Kartuschen verwenden zu können.
Man muss und kann also auch weiterhin damit rechnen, dass HP Drittanbietermaterialien jederzeit und unerwartet blockiert. Man kann es ohne "HP+" zumindest auf einen Versuch ankommen lassen. Mit "HP+" war dies aufgrund der Cloud-Kontrolle ziemlich aussichtslos.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann übrigens zu "SecuReuse"-Patronen greifen. Dabei handelt es sich um durch Dritte aufbereitete Originalpatronen mit unmodifiziertem und von HP zertifiziert zurückgesetztem Originalchip. Ökologisch ist das eine feine Sache. Preislich sind diese Allerdings oftmals nicht wirklich interessant. Die Spareffekte sind teilweise nicht größer als beim Kauf von "frischer" Originalware über Preisvergleichsseiten. Das liegt neben dem hohen Aufwand auch am knappen Angebot und nicht zuletzt an hohen Gebühren, die HP von den Anbietern für die Rücksetzung verlangt. Zudem gibt es diese Kartuschen derzeit nur für ausgewählte Druckerserien - das soll aber stetig ausgebaut werden.
Teilweise extrem günstige Alternativen, die man auf den vielen Online-Marktplätzen findet, funktionieren mal mehr und mal weniger gut. Nicht selten verletzt Ware, die oft von Anbietern aus Fernost kommt, Patente und hält sich oftmals auch nicht an regulatorische Vorgaben der EU oder des Bestimmungsmarktes. Das macht es seriösen Anbietern nochmals schwerer, zu konkurrieren.
Keine Probleme mit einer Patronensperrung hat man bei HP-Druckern bei der eigenen Befüllung von Originalpatronen. Dann muss man jedoch auch auf eine korrekte Tintenstandsanzeige verzichten.
"Offizielle" Alternativen mit niedrigem oder zumindest moderat berechenbaren Folgekosten gibt es eben mit Tankdruckern oder einem "Instant Ink"-Abo.