Recycling & Aufbereitung: Druckerpatronen-Leergut ist auch bei Diebesbanden hoch im Kurs
Tintenpatronen für Drucker sind kostspielig und entsprechend wertvoll. Das bekommt man spätestens dann mit, wenn man einen neuen Satz benötigt. Eine Ausnahme bilden eigentlich nur Flaschen, die zur Befüllung von Tintentankdruckern verwendet werden. Das ist eine, bei den laufenden Kosten und ökologisch gesehen, recht nachhaltige Lösung.
Analog gilt das so natürlich auch für Tonerkartuschen. Ja, im Einstiegsbereich bietet HP auch Tonertank-Drucker mit wenig Müll und zeitgleich niedrigen Kosten.
Was dagegen vielleicht noch nicht jeder mitbekommen hat, ist, dass auch aufgebrauchte Kartuschen stark begehrt sind. Vor allem dann, wenn diese einen integrierten Druckkopf beinhalten. Diese finden bei den meisten preiswerten Canon- und HP-Tintendruckern Verwendung.
Ein Nachbau durch Dritthersteller ist aus technologischen und erst recht auch aus patentrechtlichen Gründen in dem Fall zumeist nicht möglich. Bei dem (mit Abstand) größten Teil von günstigeren Alternativen für solche Kartuschen handelt es sich entsprechend um aufbereitete und mit anderer Tinte befüllte Originalpatronen.
Offiziell sehen die beiden Originalhersteller (hier Canon und HP) nur die einmalige Verwendung einer jeden Kartusche vor. Im Normalfall sind die auf den Druckkopf-Patronen fest verbundenen Düsen aber auch dann noch vollständig intakt. Kein Wunder, teilweise haben diese erst 50 Druckseiten hinter sich - ökologisch ist das ein Desaster. Immerhin bieten Patronen im Rahmen eines Tintenabos zumeist deutlich höhere Reichweiten und somit auch eine bessere Ausnutzung. Die Ratio Abfall versus Seitenertrag ist also höher.
Nach der Nutzung werden die Patronen zwar zurückgenommen und teilweise äußerst sorgfältig recycelt - jedoch handelt es sich dabei derzeit nur um eine stoffliche Verwertung. Deutlich sinnvoller ist dagegen die direkte Wiederverwendung in Folge einer Aufbereitung. HP hatte ein solches Programm vor Jahren unter "HP renewed" gestartet, später jedoch wieder eingestellt.
Unter den vier großen Tintendrucker-Herstellern sammelt derzeit ausschließlich Brother nahezu alle (eigenen) Patronenserien ein, bereitet diese zum überwiegenden Anteil wieder auf und fügt diese erneut dem Markt zu. Brother-Patronen bestehen übrigens, wie die von Epson, nur aus einem Behälter für die Tinte und einem Chip zur Speicherung des Füllstands. Ja gut, letzterer wird sicherlich auch zum Erschweren von Nachbauten eingesetzt. Und, ja, auch Brother hat Drucker mit sehr kleinen Kartuschen im Sortiment.
Das Ganze gilt so auch für Tonerkartuschen. Auch dabei gehören Brother, aber auch Lexmark oder Fujifilm zu den Herstellern, die eine umfassende und ernstzunehmende Aufbereitung durchführen. Immerhin lässt auch HP einige ausgewählte Tonerkartuschen in einem Canon-Werk aufbereiten - unter dem Label Evocycle.
Knappes Leergut
Ein netter "Nebeneffekt" bei der Rücknahme von Kartuschen durch die Originalhersteller ist zudem auch die Verknappung des Leerguts. Denn schon seit langem gibt es Anbieter, die sich auf das Einsammeln und Aufbereiten von Kartuschen spezialisiert haben und diese dann mit eigener Tinte und teilweise auch modifiziertem oder zurückgesetztem Chip als "Rebuild" neu anbieten. Das klappt ökonomisch nur, wenn man vorher möglichst viele Kartuschen eingesammelt hat. Richtig lohnenswert ist das ohnehin nur, wenn ein Nachbau nicht oder nur sehr kostenintensiv möglich ist. "Rebuilds" von einzelnen Brother- oder Epson-Patronen findet man sehr selten am Markt.
Sammlung von Leergut
Um an Leergut zu kommen, sammeln eben nicht nur die Originalanbieter abgebrauchte Kartuschen wieder ein, sondern auch die Aufbereiter selbst. Zumeist kommen auch Broker zum Einsatz, die das Leergut an Aufbereiter weiterverkaufen. Teilweise gibt es auch eine Vergütung für die Einsendung, deren Höhe von der Kartuschenserie abhängt. Bereits aufbereitete oder beschädigte Kartuschen werden in der Regel nicht angenommen oder zumindest nicht vergütet.
Die Sammlung von Kartuschen-Leergut geschieht zumeist zentralisiert. Schon binnen kurzer Zeit kann sich dabei Ware anhäufen, mit der sich im aufbereiteten Zustand hohe Umsätze erzielen lassen.
Diebstahlserie in Europa
Entsprechend "begehrt" ist Leergut auch bei Diebesbanden, die sich genau über den Wert im Klaren sind. Erst im April 2025 war einer der hierzulande größten Broker aus dem bayerischen Hilpoltstein von einem Einbruch betroffen, der unter anderem unter der Seite "geldfuermuell.de" Leergut sammelt. Der Schaden überstieg die Schwelle von 100.000 Euro.
In einem LinkedIn-Post hat nun auch der verantwortliche Manager für die Sammlung bei der "wta Carsten Weser GmbH" (Markennamen "my green toner" und "my green ink"), Dimitry van Raamsdonk
, offengelegt, dass man kürzlich ebenfalls von einem solchen Vorfall betroffen war. Über die Schadenshöhe wurde nichts bekannt. Entwendet wurden ausschließlich lukrative HP-Kartuschen der Serien 301, 302, 303, 305, 62 und Ähnliche.
Am vergangenen Wochenende sollen auch Lager von weiteren Anbietern in Dänemark einem Einbruch zum Opfer gefallen sein.
Van Raamsdonk weist seine Mitbewerber in dem Zuge eindringlich darauf hin, dass es sich bei in größeren Mengen angebotener Ware auch um Diebesgut handeln kann. In diesem Fall wird empfohlen, die Polizei zu informieren. Die meisten Diebstähle finden abends oder am Wochenende statt.
Unklar ist, was tatsächlich mit dem entwendeten Leergut passiert. Eine Möglichkeit ist, dass diese an andere Anbieter verkauft werden, oder aber die enthaltenen Metalle (darunter Gold, Platin und Palladium) zurückgewonnen werden. Das spekulierte auch das britische Onlinemagazine "The Recycler".