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PDR Recyclinganlage für Tintenpatronen: Recycling von eingesammelten HP-Tintenpatronen

von Ronny Budzinske

Im bayrischen Thurnau lässt der Drucker-Riese HP seit 2002 Tintenpatronen recyceln. Das Einzugsgebiet ist dabei ganz Europa. Druckerchannel hat sich den Prozess vor Ort angesehen.


Seit jeher bestehen Verbrauchsmaterialien wie Tonerkartuschen oder Tintenpatronen aus mehr als nur einem Plastikbehälter. Neben integrierten Einweg-Belichtungseinheiten, Druckdüsen oder anderer Elektronik zur Überwachung des Füllstandes sind "moderne" Kartuschen komplexer als man denkt.

Rücknahme zum Recycling

Um die Rohstoffe nach der Benutzung zurückzugewinnen, sollte man den Weg über den Hausmüll vermeiden. Der reguläre Weg wäre der zum örtlichen Recyclinghof. Als weitere Alternativen bieten fast alle Druckerhersteller ein eigenes Recycling-Programm an. Neben Brothers "Brother Earth", Epsons "Collect & Recycle" rühmt sich besonders Canon, im Jahr 1990 das erste Programm aufgelegt zu haben. In aller Regel werden den Kartuschen Umschläge beigelegt, die einen kostenfreien Versand der aufgebrauchten Patronen zum Recycling ermöglichen.

Planet Earth (HP)

Bei HP nennt sich das Programm "Planet Earth". Da die meisten Druckwerke für Laserdrucker (und dessen Kartuschen) des weltweit größten Herstellers von Canon im Auftrag hergestellt werden, übernehmen die Japaner hierbei auch das Recycling. Für Europa wird dies vorwiegend in der Bretagne in Frankreich durchgeführt. Das gilt auch für Kartuschen, die von Samsung-Druckwerken stammen, die HP Ende 2017 übernommen hat.


Recycling von Tintenpatronen in Deutschland

Tintenpatronen werden dagegen für den europäischen Markt bei der Firma PDR (Produkte durch Recycling) im Auftrag von HP im fränkischen Thurnau recycelt. Die Kooperation begann im Jahr 2002 und hat sich Anfangs vor allem mit der Verwertung von Druckkopf-Patronen beschäftigt. Diese Kartuschen (z.B. der Serie 57, 56) enthalten, neben der Tinte, auch die kompletten Druckdüsen, die für das Tempo und Druckbild verantwortlich sind.

Patentrechtlich ist der Nachbau von solchen Kartuschen nicht möglich. Daher gibt es Anbieter, die das Original-Material einsammeln, aufbereiten, wiederbefüllen und dann etwas günstiger anbieten. Aus diesem Grund dürfte das Recycling für HP einen zusätzlichen "positiven Effekt" haben, da damit auch das wertvolle Leergut vom Markt verschwindet.

Recycling statt Aufbereitung

Dass auch etwas mehr geht, zeigt der japanische Konkurrent Brother. So werden im slowakischen Krupina Tonerkartuschen aufbereitet und in den Verkauf gebracht. Ob man eine "frisch" produzierte oder eine aufbereitete Tonerkartusche erhält, kann der Kunde später nicht mehr unterscheiden.


Recyclingprozess bei der PDR

Das Einsammeln von Tintenpatronen bei HP geschieht zum einen über Sammelboxen bei Händlern oder über Rücksendebeutel. Diese werden europaweit auf dem Postweg in die Niederlande gebracht und dann zentralisiert ins fränkische Thurnau (nahe Bamberg) zur PDR gebracht. Pro Woche kommen hier 3 bis 4 LKW-Ladungen mit einer Gesamtliefermenge von rund 15 Tonnen an.

Je nach Patronentyp sind das je Lieferung bis zu 14 Gitterboxen mit jeweils rund 6.000 Patronen. Gegenüber den Anfängen beim Patronenrecycling können mittlerweile nahezu sämtliche Typen von der einfachen Single-Ink-Kartuschen, den zuvor genannten Druckkopfpatronen, großen LFP- oder Pagewide-Kartuschen aber auch austauschbare Druckköpfe verarbeitet werden.

Recycelt werden so gut wie alle Patronentypen aus dem aktuellen und bisherigen HP-Sortiment. Das gilt auch für Kartuschen, die sich aufgrund der Bauform und Einfachheit kaum für eine Aufbereitung (z.B. durch Dritte) lohnen würden.

Verwendet werden ausschließlich originale, nicht modifizierte und nicht wiederbefüllte HP-Kartuschen. Teilweise handelt es sich auch um volle Originalpatronen aus fehlerhafter Produktion oder mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Fremdkartuschen oder eingesammelte Behälter anderer OEM-Hersteller werden bereits am Anfang aussortiert und von anderen Unternehmen weiterverarbeitet.

Recyclingprozess

Je nach Patronentyp kann die grundlegende Prozedur abweichen. Im ersten Schritt werden die Kartuschen in recht kleine Teile geschreddert. Dabei wird zum einen die Tinte gefiltert und über eine Destillation hoch konzentriert. Zum anderen werden die festen Stoffe in einem Schwimm/Sink-Tank getrennt. Vorwiegend geht es hier um sehr leichte Schwämme, die abgeschöpft und komprimiert werden.

Die schweren Teile werden weiter befördert und verbleibende Tinte in einer Zentrifuge herausgetrennt. Anschließend werden die mittlerweile gewaschenen Teilchen über einen Magnet in einem Abscheider von den Plastikbestandteilen getrennt.

Aufgrund des unterschiedlichen Gewichts von Plastikarten hilft ein Gebläse bei der weiteren Trennung.

Drei viertel werden stofflich verwertet

Der Anlagenbetreiber gibt an, dass vom grundsätzlich recycelbarem Material (ausgenommen sind wiederbefüllte oder Fremdpatronen) rund 98 Prozent verwertet werden können. Stofflich (Plastikpellets, Metalle) jedoch nur 75 Prozent.

Insbesondere die leichten Schwämme und die destillierte Tinte werden "thermisch" verwertet - also verbrannt.

Verwendung von recyceltem Material

HP selbst peilt eine Verwendung von recyceltem Material bei der Produktion von Gehäuseteilen oder Kartuschen von rund 30 Prozent bis zum Jahr 2025 an. Dabei werden tatsächlich Teile von recycelten HP-Kartuschen selbst, aber auch gesammelten Wasserflaschen und anderes zugekauftes Material verwendet.

Vermeidung von Material und weitere Ansätze

Ungeachtet von negativen Effekten, die das Recycling von Materialien mit sich bringen, die auf andere Weise auch deutlich ressourcenschonender durch den Hersteller selbst (z.B. bei Brother oder von Drittanbietern) aufbereitet werden, scheint die recht aufwändige und sorgfältige Trennung der Ausgangsmaterialien von Tintenpatronen eine durchaus gute Sache zu sein.

Ein weiterer Ansatz wäre es, wenn Tintenpatronen zukünftig aus weniger Material (vor allem elektronischen und metallischen Elementen) bestehen würden. Als Beispiel bietet HP für aktuelle Drucker die Einweg-Druckkopf-Patrone der Serie 304 an, die in der Farbversion ganze zwei Milliliter Tinte, aufgeteilt auf drei Farben enthält. Nach nur 100 gedruckten Seiten muss die Patrone und damit auch der angeklebte Druckkopf in den Müll bzw. zum Recycling.

Das es besser geht, zeigt auch HP selbst, beispielsweise mit großen Tintenkartuschen für über 5.000 Seiten Reichweite (mit separatem, dauerhaftem Druckkopf) bei Bürodruckern. Noch besser sind einfache Plastikbehälter (ohne jegliches Metall) für die neu vorgestellten Tintentank-Drucker der Smart-Tank-Serie.

Offenlegung

Druckerchannel wurde von HP Deutschland Ende Juni 2019 nach Thurnau eingeladen. HP hat die Kosten für Bahnfahrt, eine Übernachtung im Hotel und Verpflegung übernommen. Druckerchannel ist vollkommen frei in der Berichterstattung.

11.05.20 15:03 (letzte Änderung)

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