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Enrique Lores in Davos: Drucker-Kartuschen als Sicherheitsrisiko?

von Ronny Budzinske

In einem TV-Interview bei CNBC äußerte sich der HP CEO über das Geschäftsmodell mit Druckern. Überraschende Aussagen gibt es nicht, jedoch überraschend klar formulierte. So sind Kunden, die wenig drucken oder keine Originaltinte nutzen eine "schlechte Investition" - an der Hardware selbst macht man Verluste. Als eine Rechtfertigung für gesperrte Drittanbieter-Kartuschen nennt er u. a. das Risiko durch Computerviren.


Im Umfeld des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos gab der HP-Chef Enrique Lores in einem TV-Interview bei CNBC interessante Einblicke. Zuvor hatte bereits heise online über dieses Thema berichtet. Zunächst geht es im Interview um das aktuelle Hype-Thema "Künstliche Intelligenz" sowie ein äußerst schwaches Umfeld im PC-Segment.

Der eigentliche Goldesel des Drucker-Weltmarktführers ist jedoch das Druckergeschäft - genauer gesagt, das mit deren Verbrauchsmaterialien. Im zweiten Quartal 2023 machten diese über 40 Prozent des Gewinns vom Konzern aus.

Sammelklage in den USA

Eingeleitet wird das Thema "Drucker" (ab Minute 3:30 im Video) mit einer aktuellen Sammelklage in den USA, in der es darum geht, dass durch Firmwareupdates für den Drucker Drittanbieterkartuschen systematisch ausgesperrt werden.

"Dynamische Sicherheit"

Der Fakt an sich ist schon lange kein Geheimnis mehr und für HP mittlerweile ein recht offensiv behandeltes Thema. Nicht zuletzt nach verhängten Strafen ist die Kommunikation vor dem Kauf, in Broschüren und auf den Packungen eher mehr als weniger klar. Der Haupt-Kritikpunkt ist dabei die euphemistisch mit "Dynamische Sicherheit" beschriebene Funktion von Tinten- und Laserdruckern des Herstellers. Diese soll die Integrität des Druckersystems sicherstellen und sorgt dafür, dass Tinten- und Tonerkartuschen, die keine originalen Chips verwenden, abgelehnt und somit ausgesperrt werden. Durch zukünftige Firmwareupdates wird diese Funktion zuverlässig nachgeschärft.

Die Reaktion und Idee von Kunden nun auf Firmwareupdates gänzlich zu verzichten, sollte dabei jedoch auch gut überlegt werden. Immerhin ist HP recht stark bemüht, die Sicherheit und teilweise auch den Funktionsumfang seiner Drucker auf dem neuesten Stand zu halten. Als Marktführer hat man es zudem auch stärker mit Angriffen zu tun, als kleinere Druckerhersteller mit einer geringen installierten Basis.

Eine Trennung von "echten" Sicherheits- und Funktionsupdates gibt es aktuell indes nicht. Lediglich bei älteren HP-Officejet-Druckern (bis Ende 2016) lässt sich die Komponente "dynamische Sicherheit" deaktivieren - es geht also schon.

HP CEO Enrique Lores: Interview von CNBC in Davos. Die interessante Stelle wird ungefähr im Zeitstempel Minute 3:30 besprochen.

Druckerkauf als Investition - für HP

Die Gründe für die Sperrung von Drittanbietermaterialien sind vielfältig. Der offensichtlichste und im Grunde auch (wirtschaftlich) verständlichste ist die besonders hohe Marge mit dem Drucker-Folgegeschäft. Dazu erläutert Lores, dass man mit jedem verkauften Drucker einen Verlust einfährt, der erst mit den verkauften Originalkartuschen wieder in die Gewinnzone führt. Wir verlieren Geld an den Druckern, wir machen Geld mit den Verbrauchsmaterialien.

Der CEO von HP erklärt das Geschäftsmodell sogar mit etwas drastischerer Sprache. So ist jeder Kauf eines Druckers durch einen Kunden zunächst eine Investition für HP. Werden in Folge zu wenige (originale) Kartuschen gekauft, stellt sich diese schnell auch als "schlechte Investition" heraus. Somit ist es essentiell, die Kunden vom Kauf günstiger Alternativen abzuhalten - soweit ist das auch nachvollziehbar.

Immer wenn ein Kunde einen Drucker kauft, ist das für uns eine Investition. Wird dann nicht genug gedruckt oder werden nicht unsere Verbrauchsmaterialien benutzt, dann war es eine schlechte Investition.Enrique Lores, HP-CEO

Markenrechtsverletzung und schlechte Qualität

Lores mahnt an, dass fremde Tinte zu schlechten Druckergebnissen führen kann. Diese negativen Erfahrungen mit dem Drucker werden dann oft mit dem Originalhersteller in Verbindung gebracht, der in diesem Fall dafür nicht verantwortlich ist.

Als weiterer üblicher Verdächtiger wird der verletzte Markenschutz bei Nachbauten angeführt. Unklar bleibt jedoch, woran HP dies festmacht. Normalerweise sollten Gerichte über Patentverletzungen entscheiden. Zudem ist es Drittanbietern nicht möglich, die Originalchips zu erwerben oder diese einfach nur zurückzusetzen.

Selbst für Anbieter von ökologisch sinnvollen (und oftmals aufwändig) aufbereiteten Kartuschen gibt es somit keinen Weg, ein Produkt anzubieten, welches den gleichen Komfort bietet, wie das Original. Entweder man verzichtet auf eine Füllstands-Erkennung, oder aber man läuft Gefahr, durch HP gesperrt zu werden.

Kartuschen als Einfallstor für Computerviren

Neben dem Thema Markenrecht und schlechte Qualität stellt HP immer öfter auch das Thema Sicherheit in den Fokus bei der Sperrung von Drittanbieterprodukten.

Der spanische Manager beschreibt dabei im Interview einen Fall, bei dem eine (manipulierte) Druckerkartusche einen Virus auf den Drucker übertragen hat, der dann durch weitere Sicherheitslücken in das gesamte Netzwerk eingeschleust werden konnte. Laut den Kollegen von heise online wurde so ein Fall jedoch nur unter Labor-Bedingungen und nicht in freier Wildbahn beobachtet.

Ganz davon abgesehen sollte es auch die Aufgabe von HP sein, die Drucker so zu gestalten, dass elektronisch oder physisch modifizierte Kartuschen diesbezüglich keine Probleme bereiten. Ohnehin gibt es über die gängigen Schnittstellen (z.B. USB, USB-Host, Ethernet, Erweiterungsanschlüsse) genügend Einfallstore, die allesamt sicher sein sollten.

Abos stehen im Vordergrund

Generell sieht der HP Chef zukünftig einen weiteren Fokus auf Abosysteme, die nicht nur die Verbrauchsmaterialien, sondern auch die Geräte selbst abdecken. Diese Entwicklung hat HP bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit dem attraktiven Tintenabo "Instant Ink" entscheidend vorangebracht.

Deutlich kritischer sollte man dagegen Programme, wie "HP+" sehen, die aktuell recht wenig Vorteile für dauerhafte Einschränkungen bieten.

Bereits im Herbst letzten Jahres hat HP auf seiner nunmehr jährlich stattfindenden Konferenz "Imagine" angekündigt, dass man "Instant Ink" im laufe des Jahres 2024 auch mit der Hardware zu günstigen Konditionen bündeln möchte. Man wird sich dabei zunächst auf die günstigen Deskjet-Modelle konzentrieren.

Gestellt wird dann der Drucker als Gesamtsystem - "Printer As A Service" sozusagen. Eine Strategie, die nicht nur HP, sondern auch andere Druckerhersteller oder auch Softwareanbieter für sich entdeckt haben und spätestens in naher Zukunft weit verbreitet sein wird.


Billige Tinte, teurer Drucker

Erwähnen sollte man jedoch, dass es bereits jetzt Alternativen zum Konzept "günstiger Drucker und teure Tinte" gibt - und das auch ohne Abo. Mit der Einführung von Tintentankdruckern vor nunmehr fast zehn Jahren hat Epson (Markenname "Ecotank") den Spieß quasi umgedreht. Bei solchen Modellen ist der Drucker um den Faktor 3 bis 4 teurer, dafür ist die Tinte dann extrem günstig und ungesichert.

Smart Tank, Neverstop und Laserjet Tank

Mittlerweile hat auch HP mit der "Smart Tank"-Serie solche Drucker im Sortiment. Mit "Neverstop" und "Laserjet Tank" gibt es solche Konzepte auch für S/W-Laserdrucker im Einstiegssegment.

Die Nachfrage ist mittlerweile relativ groß und nicht zu vergessen ist auch, dass günstige Folgekosten dazu führen können, dass überhaupt weiterhin gedruckt wird. Wenn die Kosten für das Papier höher sind, als für die Fototinte drauf, steigert das auch die Akzeptanz.

26.02.24 12:10 (letzte Änderung)

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