"KMP Gold" Tintenpatronen: Erste aufbereitete Officejet-Kartuschen mit "SecuReuse"-Originalchip
Alternative Tintenpatronen oder Tonerkartuschen sind immer so eine Sache - insbesondere für den Einsatz in Druckern vom Weltmarktführer HP. Im Internet findet man Angebote in Form von billigen China-Nachbauten, aber auch aufwändig aufbereitete Originalpatronen, die gereinigt, zu Teilen getauscht und mit anderer Tinte oder auch Tonerpulver neu befüllt werden.
Wenn es sich nicht gerade um Tintenflaschen für die "Smart Tank"-Serie handelt, haben alle Alternativen jedoch ein großes Problem: der Chip. Auf diesem wird nicht nur der Verbrauchsstand gespeichert, sondern in erster Linie dient dieser auch zur Absicherung der Einnahmen von HP.
Die vor Jahren eingeführte Funktion der "dynamischen Sicherheit" unterbindet die Nutzung von all jenen Patronen, die eben keinen Originalchip verwenden (zum Leidwesen viele Kunden) recht zuverlässig. Dies wird mit Firmwareupdates stetig nachgeschärft. Da HP Originalchips nicht an Dritte verkauft und bislang auch keine Zurücksetzung möglich ist, sind lediglich als "leer" deklarierte Alt-Chips zulässig und sicher. In der Praxis werden diese aufgrund des fehlenden Tintenstands von Kunden nur schlecht angenommen.
Eine Lösung will der deutsche Aufbereiter KMP haben und mit seinem "Hybrid-Chip" auch bereits im Sommer präsentiert haben. Dabei handelt es sich um Nachbauten mit verschiedenen Signaturen, die die "dynamische Sicherheit" von HP mehr oder wenig stabil standhalten sollen. Uns haben Meldungen erhalten, die an der Zuverlässigkeit des von KMP auch nur zugekauften "Hybrid-Chips" zweifeln lassen. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es also nicht.
"SecuReuse"-Initiative von HP
Umso überraschender war es, als auf der Konferenz für Aufbereiter "The Recycler Live 2024" in Brüssel eine Lösung direkt von HP präsentiert wurde. Diese soll eine Zurücksetzung von Originalchips ermöglichen und ausgewählten Aufbereitern zur Verfügung gestellt werden. Diesen Schritt geht der Drucker-Gigant wohl eher nicht freiwillig, sondern einer erwarteten Regulierung durch die EU-Kommission vorauseilend.
An diesem als "SecuReuse" getauften Programm benehmen für den Anfang drei europäische Aufbereiter teil, die dafür passende Geräte kaufen und offenbar auch Gebühren für jede Rücksetzung an HP zahlen müssen. Dabei handelt es sich um die deutsche "KMP", das schweizerische Unternehmen "3T Supplies AG" (Markenname u. A. "Peach") und die französische Altkin (ehemals "Armor"). Andere Anbieter, wie z. B. die "wta Carsten Weser GmbH" aus dem thüringischen Suhl (Markenname u. A. "my green ink") bleiben derzeit noch außen vor.
KMP Gold - erste "SecuReuse"-Produkte
Nun hat KMP wohl als erster Anbieter eine Produktreihe vorgestellt, die aus wiederaufbereiteten Tintenpatronen der Serie 963 und 967 bestehen und eben einen zurückgesetzten HP-Originalchip enthalten. Diese sind ausschließlich mit den kürzlich abgekündigten Officejet-Druckern der 9000er-Serie verwendbar.
Die Aufbereitung und die Produktion der Tinte findet in einem KMP-Werk in Tschechien statt. Der Entwicklungsstandort ist im bayrischen Eggenfelden beheimatet.
Kompatible Drucker für 963XL-Serie
- HP Officejet Pro 9010, 9010e, 9012, 9012e, 9013, 9014, 9014e, 9015, 9015e, 9016, 9019, 9019e, 9020, 9022, 9022e, 9023, 9025, 9025e
Kompatible Drucker für 967XL-Serie
Mit diesen ist sichergestellt, dass aktuelle und auch zukünftige Firmwareupdates der passenden HP-Drucker keinerlei Sperrung bei der Nutzung verursachen werden. Die durch KMP aufbereiteten Patronen werden vom Drucker quasi wie Originalpatronen behandelt. Es ist wohl jedoch davon auszugehen, dass der Drucker selbst "weiß", dass es sich um eine aufbereitete Kartusche mit Fremdtinte handelt.
Andere Kartuschen-Serien lassen sich nach unserer Kenntnis derzeit noch nicht zurücksetzen. Das gilt demnach auch für die Serie 937, die in die aktuelle 9100er- oder 9700er-Serie gehört. Diese und andere Tintenpatronen oder Tonerkartuschen sollen erst später zurückgesetzt werden können - wenn alles klappt.
Lohnt sich das?
Die "KMP Gold-"Kartuschen wird es zunächst in fünf Varianten geben. Dazu gehören die XL-Patronen für Schwarz und Farbe und zusätzlich die XXL-Schwarzpatrone, die nur in die größeren Druckermodelle (siehe Liste oben) passt. Preislich liegt man bei der unverbindlichen Empfehlung zwischen 15 bis 20 Prozent niedriger als die Originalen.
Vergleicht man dagegen die UVP (der XL-Patronen) von KMP mit den Bestpreisen für die Originalkartuschen in unserem Preisvergleich, liegen diese unter Einberechnung der Versandkosten auf einem vergleichbaren Level. Ökonomisch interessant wird es daher erst mit niedrigeren Händlerpreisen.
Ökologisch sieht die Sache wohl eindeutiger aus. Trotz der recht aufwändigen Prozedur vom Einsammeln des Leerguts bis zur Wiederbefüllung liegt die CO₂-Bilanz bei aufbereiteten Kartuschen gegenüber der Neuproduktion vom Originalhersteller in der Regel im positiven Bereich - so auch bei "KMP Gold". Für jede Kartusche gibt der Hersteller den absoluten Vorteil (gemessen nach DIN EN ISO/IEC 17020) beim CO₂-Ausstoß an. Dieser liegt im Bereich zwischen 91 und 181 Gramm. Ein fehlender relativer Wert impliziert jedoch, dass dieser Vorteil nicht besonders groß ausfällt - aber immerhin
Dennoch gilt, dass die Wiederverwendung von bereits hoch verarbeiteten Produkten deutlich ressourcensparender ist als das stoffliche Recycling, welches bestenfalls bei HP selbst durchgeführt wird.
Die 967XL ist wieder da
Eine kleine Überraschung ist jedoch die 967XL-Schwarzpatrone, die es von HP selbst seit einiger Zeit nicht mehr gibt. Diese bietet eine Reichweite von 3.000 anstatt 2.000 Seiten und ist nur geringfügig teurer als die 963XL. Während die Originalpatrone im Handel bereits komplett ausverkauft ist, bietet die durch KMP aufbereitete Variante somit aus dem Stand eine Möglichkeit für mehr Reichweite und einen deutlich niedrigeren Preis je Seite.
Patronen für HP-Drucker mit "SecuReuse"-Originalchip | ||
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KMP Gold Aufbereitet mit zurückgesetztem Originalchip | HP Original Neupatrone | |
Schwarz | ||
967XL Schwarz (3.000 Seiten) | UVP 49,99 € (1766,6201) | nicht mehr erhältlich (3JA31AE) |
963XL Schwarz (2.000 Seiten) | 44,99 € (1766,6001) | Preis mit Porto ab 45 Euro (3JA30AE, UVP rund 56 Euro) |
Farbe | ||
963XL Cyan (1.600 Seiten) | UVP 34,99 € (1766,6003) | Preis mit Porto ab 35 Euro (3JA27AE, UVP rund 42 Euro) |
963XL Magenta (1.600 Seiten) | UVP 34,99 € (1766,6006) | Preis mit Porto ab 35 Euro (3JA28AE, UVP rund 42 Euro) |
963XL Gelb (1.600 Seiten) | UVP 34,99 € (1766,6009) | Preis mit Porto ab 35 Euro (3JA29AE, UVP rund 42 Euro) |
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Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch vergleichbare Tintenpatronen von Peach oder Armor in den Markt kommen. Man kann zudem davon ausgehen, dass diese Anbieter keinen Unterbietungswettbewerb veranstalten werden. Durch die begrenzte Menge an Leergut mit Originalchip dürfte das Angebot zudem auch nicht riesig sein.
Letzteres ist sicherlich auch ein Grund, warum HP diesen Wettbewerb nicht fürchten muss. Es kann nur das aufbereitet werden, was vorher mühsam eingesammelt wurde. Kurz- bis mittelfristig dürfte der Anteil von neuen Originalpatronen deutlich größer bleiben.