HP Deskjet 3720: HP stellt den (fast) kleinsten Multifunktionsdrucker mit den (fast) höchsten Folgekosten vor
Auffallend klein ist er, der 80 Euro (UVP) teure Deskjet 3720. Druckerchannel hat genau hingeschaut, wie HP das mit dem (vermeintlich) kleinsten Multifunktionsdrucker der Welt hinbekommen hat.
Statt einem Flachbettscanner im A4-Format setzt HP auf eine einfache Scanzeile, an der Einzugsrollen das Papier wie bei einem automatischen Dokumenteneinzug (ADF) vorbeiziehen. Diese Art von Scanner gibt es derzeit fast ausschließlich in Faxgeräten oder auch im portablen Bürodrucker HP Officejet 150. Dieser ist nochmals kleiner und hat demnach eigentlich das Prädikat "kleinstes Multifunktionsgerät weltweit" verdient - ein Titel, der den meisten Nutzern allerdings nicht allzu wichtig sein dürfte.
Klein, kleiner, am kleinsten
Bei der Berechnung der Dimension multipliziert HP die größte Breite des Gerätes mit der Tiefe und der Höhe im eingeklappten Zustand (ohne aufklappbare Papierhalterung). Abgesehen von genanntem Mobildrucker Officejet 150 kann der Deskjet hier tatsächlich punkten. Die nächstgrößeren Geräte sind allesamt deutlich voluminöser.
Platzbedarf im eingeklappten Zustand | ||||
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Grundfläche (gerundet) | Höhe | Außenvolumen | Kassette/ Flachbettscanner | |
HP Officejet 150 Mobile | 600 cm² | 9 cm | 5,4 dm³ | Nein / Nein |
HP Deskjet 3720 | 720 cm² | 14 cm | 10,1 dm³ | Nein / Nein |
HP Envy 120 | 1.450 cm² | 11 cm | 15,9 dm³ | Nein / Ja |
Epson Expression Home | 1.170 cm² | 15 cm | 17,0 dm³ | Nein / Ja |
Epson Expression Premium XP-530/XP-630 | 1.330 cm² | 14 cm | 18,1 dm³ | Ja / Ja |
Canon Pixma MG2950 | 1.310 cm² | 15 cm | 18,9 dm³ | Nein / Ja |
Brother DCP-J562DW | 1.370 cm² | 15 cm | 20,6 dm³ | Ja / Ja |
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Etwas anders sieht es jedoch aus, wenn man das Papierfach aufklappt, die Ausgabe herauszieht und hinten auch noch das nötige Stromkabel ansteckt.
Durch eine deutlich größere Tiefe und Höhe benötigt der Deskjet 3720 hier viel mehr Raum als ein kompaktes Modell mit Flachbettscanner und integrierter Papierkassette. Beispiele dafür sind der Epson Expression Premium XP-530 oder auch der Brother DCP-J562DW - selbst wenn die Drucker hier ein kurzes, ausziehbares Ausgabefach aufweisen.
Funktionsweise des Einzugsscanners
Der verbaute Einzugsscanner heißt "HP Scroll Feed" und hat tatsächlich den Vorteil, dass er enorm Platz spart, wenn man die meiste Zeit nur druckt und wenig scannt. User müssen die Originale jedoch immer einzeln einfädeln und können die Dokumente nicht, wie etwa bei einem Vorlageneinzug (ADF), im Stapel einlegen.
Da der Einzug - wie üblich - keinen geraden Weg hat, gibt es für kleinere Objekte wie Kreditkarten, den EU-Führerschein und ähnliche Vorlagen bis zu 85 x 54 Millimeter Größe einen starren Einzug. Dicke Sachen, Bücher oder auch empfindliche Vorlagen kann man nicht scannen. Über die Smartphone (Android, iOS) und Tablet-App (auch Windows) soll es jedoch eine Möglichkeit geben, fotografierte Objekte vereinfacht auszugeben - das kann aber im Grunde jeder Drucker mit App-Zugriff.
Kein Randlosdruck
Erstaunlich für ein derart auf "Lifestyle" getrimmtes Gerät ist allerdings das Fehlen einer Funktion zum randlosen Drucken. Fotos im Postkartenformat belässt der Deskjet grundsätzlich mit einem weißen Trauerrand, den man eher in Geräten von vor 15 Jahren vermutet hätte. Die meisten modernen Tintendrucker schaffen den Randlosdruck problemlos.
Funktionen und Technik
Die restliche Ausstattung ist eher unspektakulär. Das Drucktempo liegt mit 8 ipm in S/W und 5,5 ipm in Farbe ziemlich niedrig, was für die angepeilte Zielgruppe wahrscheinlich kein großes Problem darstellt.
Für die Verbindung gibt es neben dem USB-Anschluss eine WiFi-Schnittstelle. Für die Konfiguration liefert der Hersteller ein USB-Kabel mit. Über das äußerst rudimentäre Bedienpanel in 80er-Jahre-Telespiel-Optik wäre die Konfiguration wohl nicht möglich. Wie bei aktuellen Druckern üblich, unterstützt das Gerät Apples Airprint-Standard und bietet zudem ein Google Service-Plugin sowie Windows-Mobile-10-Unterstützung.
Verzichtet hat HP auf einen Speicherkartenleser (z.B. SD-Karte) oder einen USB-Host-Anschluss. Auch eine Duplexeinheit zum beidseitigen Bedrucken von Dokumenten fehlt.
Verbrauchsmaterialien und Folgekosten
Für seine Gehäuse-Neuentwicklung hat HP sich erwartungsgemäß auch neue Tintenpatronen "ausgedacht". Es handelt sich dabei um je eine Schwarz- und eine Farb-Wegwerf-Kartusche der 304er-Serie, auf der der Hersteller die Düsen direkt aufklebt - der Drucker hat also keine Permanent-, sondern "Wegwerfdruckköpfe". Die Reichweite liegt in den XL-Ausführungen bei ausreichenden 300 Seiten nach ISO-Messung, allerdings kosten diese auch jeweils üppige 25 Euro. Im Lieferumfang sind sogar nur winzige Kartuschen mit je 100 Seiten Ausdauer beigelegt.
Bei den zu erwartenden Druckkosten von über 16 Cent für eine kombinierte Farbseite und rund 8 Cent für eine einfache S/W-Textseite kann man von diesem HP unter normalen Umständen nur abraten - mit günstigen Nachbauten ist aufgrund des verklebten Druckkopfes auch nicht zu rechnen.
Druckkostenanalyse 10/2024*1 | ||
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Seitenpreis mit 'ISO- | Seitenpreis mit 'Schwarzanteil aus ISO- | |
Brother MFC-J480DW | 15,3 ct | 4,9 ct |
Canon Pixma MG2950 | 15,7 ct | 6,7 ct |
Canon Pixma MG3650 | 15,9 ct | 8,0 ct |
Epson Expression Home (2015/16) | 19,4 ct | 6,0 ct |
HP Deskjet 2130 | 20,9 ct | 8,6 ct |
HP Deskjet 3720 | 23,5 ct | 11,1 ct |
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HP Instant Ink
Wer in Betracht zieht, sich diesen Deskjet anzuschaffen, sollte besser auf ein Instant-Ink-Abo setzen. Für aktuell rund 36 Euro lassen sich 600 Seiten im Jahr drucken, was bei hoher Auslastung einen vertretbaren Seitenpreis von mindestens 6 Cent ergibt. Für eine Textseite ist das zwar noch immer sehr teuer, jedoch reduziert das Abo die Kosten beim Farbdruck im Gegensatz zum Nachkauf erheblich. Wer deutlich unter 50 Seiten im Monat druckt, sollte jedoch auch davon Abstand nehmen. Für Wenigdrucker dürfte der besser ausgestattete Canon Pixma MG3650 hier ohnehin die empehlenswertere Alternative sein.
Verfügbarkeit und Garantie
Der Deskjet 3720 soll bereits seit Juni 2016 vorerst in Läden von Saturn und Mediamarkt für rund 80 Euro (UVP) erhältlich sein. HP gewährt dem Drucker eine Einsende-Garantie von 12 Monaten ab Kauf.
Preise
Alle Preise sind Preisempfehlungen der Hersteller (UVP).
Kosten & Starterreichweite
In die Druckkosten kalkulieren wir anteilig verbrauchte Materialien auch nur anteilig hinein. Weiterhin berücksichtigt Druckerchannel die Starterreichweiten - diese werden vom Druckvolumen abgezogen und reduzieren somit die durchschnittlichen Seitenkosten.