HP Einzelpatronenmodus

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Viele Farb-Tinten- und auch Laserdrucker verweigern ihre Hauptaufgabe, sobald nur eine Patrone aufgebraucht ist. Ohne Ersatz geht dann nichts mehr. HP-Tintendrucker mit Einwegköpfen machen da eine Ausnahme - mit dem "Einzelpatronenmodus". Besonders nützlich ist dieser für Seltendrucker, die sich zudem nicht an ein Abo binden wollen.

Erschienen am 30. April 2025 bei Druckerchannel.de, 1 Seite(n)

https://www.druckerchannel.de/artikel.php?ID=5207


Drucken mit nur einer Tintenpatrone

Wer kennt es nicht? Man möchte ganz spontan und dringend etwas drucken, aber der blöde Drucker streikt mal wieder. Und obwohl doch nur eine der drei Farben aufgebraucht ist, werden sogar reine S/W-Drucke nicht mehr akzeptiert - was soll das? Auf dem Display oder im Treiber wird einem unmissverständlich klargemacht, dass das bockige Teil erst wieder kooperiert, wenn man sich Nachschub besorgt hat. Möglichst 'ne Originale, bitte! Na Danke!

Im Normalfall gilt das so oder so ähnlich für die meisten Tintendrucker und auch für viele auf Laser oder LED-basierte Drucksysteme mit Toner.


Gut dem, der ein Tintenabo abgeschlossen hat und (wenn alles gut ging) die Ersatzpatronen schon zuvor rechtzeitig frei Haus vom Originalhersteller geliefert bekommen hat.

Doch was ist, wenn man gerade keine Tauschpatronen da hat und man kein Abo samt dafür nötiger Online-Überwachung möchte? Bei einigen Drucksystemen kann man zwar weiterdrucken, was jedoch ein großes Risiko darstellen kann. Aktuell gibt es aber keine bequemere Lösung als den "Einzelpatronenmodus", den fast alle Tintendrucker von HP mit zwei Patronen anbieten.

Der "Einzelpatronenmodus" - einfach zu aktivieren

Um aus der unerwarteten "Falle" herauszukommen, gibt es bei HP eine äußerst einfache und bequeme Möglichkeit.


Dazu nimmt man einfach die leere Patrone aus dem Drucker, klappt die Kiste wieder zu und druckt ganz normal weiter.

Das klappt aber auch nur bei Modellen mit zwei Druckkopfpatronen - nicht bei den Officejet-Modellen mit Einzelpatronen. Eventuell muss auf dem Display noch der sofort startende "Einzelpatronenmodus" mit einem Knopfdruck aktiviert werden - in der Regel ist das aber nur als Hinweis zu verstehen und somit nicht nötig. Auch im Treiber müssen keine speziellen Einstellungen vorgenommen werden.

Ist die schwarze Patrone draußen, wird Dunkles und Text aus den Farben gemischt und wenn die farbige Patrone fehlt, wird alles in Graustufen ausgegeben - wie auch sonst!?


Vorteile

Der große Vorteil der Umsetzung von HP ist die Einfachheit. Allein durch die Herausnahme nur einer der beiden Patronen stellt sich der Deskjet- oder auch Envy-Drucker sofort und automatisch um. Selbst wenn nur die schwarze Patrone eingesetzt ist, reagiert der Drucker auf Farb-Druckaufträge oder sogar Farb-Kopien, druckt diese dann aber selbstständig nur noch in Graustufen - klar.

Das manuelle Umschalten in den S/W-Modus ist nicht notwendig. Einschränkungen gibt es nur bei der Verwendung von Glanzpapier, welches sich mit der schwarzen Pigmenttinte nicht verträgt. Es kommt dann zu einer Fehlermeldung anstatt zu einer Sauerei mit wegschwimmender Tinte.

Verwendet man seinen Drucker ausschließlich mit der Farbpatrone, gibt es kaum Einschränkungen. Jeder Drucker ist in der Lage, Schwarz aus den drei Grundfarben zu mischen. Das dauert dann zwar etwas länger und sieht nicht ganz so dunkel und tief aus, reicht aber für normale Drucke aus.

Umgekehrt kann man einen kompatiblen Tintendrucker so auch zu einem reinen S/W-Drucker mit entsprechend etwas niedrigeren Folgekosten umwandeln. Auf Wunsch kann man jederzeit auch wieder zurück zum Farbbetrieb wechseln.

Wie sieht der Druck aus?

Am Beispiel eines Envy 6520e haben wir den Test gemacht. Mit beiden eingesetzten Patronen wirken Texte tiefschwarz und scharf. Im Normalfall mischen HP-Drucker auch unter rein schwarzem Text ein klein wenig Farbe. Dieses "underprinting" wird gemacht, um die Deckung nochmals etwas zu erhöhen - der Mehrverbrauch ist dabei eher niedrig.

Einen eindeutigen Unterschied (beim Textdruck) nach der Herausnahme der Farbpatrone konnten wir nicht feststellen. Der Textdruck bleibt kräftig. Farbiges wird entsprechend automatisch in Graustufen umgewandelt und gedruckt - das erklärt sich aber wohl von selbst.

Viel spannender ist die Frage, welches Ergebnis sich einstellt, wenn man dem Envy sein Pigmentschwarz klaut. Abgesehen von einer fast dreimal längeren Druckzeit, erstaunt das Resultat. Der gedruckte Text ist dann in einem recht neutralen Dunkelgrau gehalten, hat sogar etwas mehr Schärfe, aber auch einen fetteren Auftritt bekommen. Ohne Vergleich wird dem ungeübten Auge der Unterschied eher nicht auffallen - brauchbar für Dokumente ist das Ergebnis in jedem Fall.


Wird es ohne Schwarzpatrone nicht teuer?

Die längere Druckzeit dürfte wohl verschmerzbar sein. Aber wie sieht es mit den Folgekosten aus? Zwar sind aktuelle HP-Tintenpatronen mit integriertem Druckkopf mit Straßenpreisen von rund 15 Euro durchaus bezahlbar, aber auch nur mit sehr niedrigen Reichweiten ausgestattet. Aus den Standardkartuschen soll man rund 160 Seiten in S/W oder 120 Seiten in Farbe drucken können. Die Seitenpreise sind entsprechend saftig. Zum Lieferumfang gehören sogar nochmals kleinere Patronen.

Wir haben daher mal nachgemessen und dazu das einfache S/W-Dokument aus der ISO/IEC 19752 genommen. Dieses findet normalerweise nur bei S/W-Druckern - in der Regel Laser - Verwendung. Der reine Schwarzanteil im Farb-Testdokument (ISO/IEC 24712) ist mit theoretisch rund 4,2 Prozent sehr ähnlich, aber nicht identisch.

Mit der Standard-Schwarzpatrone konnten wir in Standardqualität exakt 156 Seiten drucken, bis die Patrone aufgebraucht war. Wenige weitere Seiten kamen dann noch mit starken Streifen aus dem Envy. Der gleiche Test im Farb-Einzelpatronenmodus führte dagegen zu nur 109 vollständig fehlerfrei gedruckten Seiten mit der gleichen Vorlage. Als Erstes war die gelbe Tinte aufgebraucht. Es lassen sich zwar auch dann noch weitere Seiten ausgeben, jedoch mit einem entsprechenden Farbstich, der sich wie im Rausch stetig ändert.

Trotz deutlich niedrigerer Ausbeute sieht die Sache bei den Seitenpreisen etwas weniger dramatisch aus. Denn während HP für die kleine 308er-Schwarzpatrone rund 19 Euro verlangt, fallen für eine 308er-Dreifarbpatrone "nur" rund 17 Euro an. HP hat übrigens auch eine "308e"-Schwarzpatrone mit "Evomore" (und vermeintlich besseren Umwelteigenschaften) mit doppelter Reichweite im Sortiment, jedoch kostet diese auch den doppelten Preis. Auch das 308er-Tinten-Multiset bringt mit seinen 36 Euro keinerlei Preisvorteil. Rund 20 Prozent lassen sich aber fast immer über den Preisvergleich einsparen.

Nachteile

Die Nachteile des Einzelpatronenmodus halten sich stark in Grenzen. Ja, alleine mit der farbigen Patrone dauert der Druck deutlich länger, die Patrone muss noch früher gewechselt und Texte wirken eher dunkelgrau als schwarz - aber für eine Übergangszeit dürfte man das mit viel Verständnis verschmerzen können.

HP Envy 6000er-Serie (mit 308 Patronen)
Standard
(Schwarz- und Farbpatrone)
nur Schwarzpatronenur Farbpatrone
gemessene S/W-Reichweite (Dokument aus ISO/IEC 19752)ca. 156 Seiten
(308-Schwarzpatrone,
ca. doppelte Reichweite mit 308E)
ca. 109 Seiten
(308-3-Farb-Patrone)
Preis je Seite (IESO/IEC 19752)ca. 12,2 Cent
(18,99 € für die Schwarztinte)
ca. 14,2 Cent
(16,99 € für die Farbtinte)
Druckzeit für 10-Seiten-Brief auf Normalpapier (reine Druckzeit)1:05 Minuten
(9,2 ppm)
1:02 Minuten
(9,7 ppm)
2:54 Minuten
(3,4 ppm)
© Druckerchannel

Für welche Druckermodelle klappt das?

Mit nur wenigen Ausnahmen sind alle HP-Tintendrucker, die eine Schwarz- und eine Dreifarbpatrone mit integriertem Einweg-Druckkopf enthalten, im "Einzelpatronenmodus" verwendbar. Aktuell dürfte das zumindest für sämtliche aktuellen Drucker der Serien Deskjet und Envy gelten. Zur Sicherheit sollte man einfach mal im Handbuch des Druckers nachschlagen, ob es tatsächlich so vorgesehen ist.

Unter den noch aktuellen Druckern (mit Druckkopfpatronen) wird derzeit lediglich der Aktenkoffer-Mobildrucker HP Officejet 200 und dessen Multifunktionsversion Officejet 250 explizit ausgeschlossen. Das gilt so aber auch für alle anderen Drucker mit den 62er Patronen.

Deskjet- & Envy-Modelle mit Kopfpatronen (aktuelle Geräte im Finder)

HP 308-Serie

HP 305-Serie/307XL

HP 304-Serie

HP 303-Serie

HP 302-Serie

HP 301-Serie

HP 300-Serie

HP 336/337/339/342/343/344

HP 350/351-Serie

HP 901-Serie


Fazit

Der Einzelpatronenmodus von HP ist eine tolle Sache. Die Nachteile halten sich in Grenzen, und die Umsetzung ist intuitiv und bequem gelöst. In den meisten Fällen empfehlen wir für diese Druckerserien aber dennoch klar ein "Instant Ink"-Tintenabo. Beim Nachkauf sind die HP-Originalkartuschen bezüglich ihrer Reichweite zumeist sehr teuer - das war auch mal anders.

Aufgrund der fest verklebten Druckköpfe gibt es zudem so gut wie keine günstigen Alternativkartuschen. Bei der aktuellen Preispolitik und der Drittanbieter-Sperre bei "HP+" und der "dynamischen Sicherheit" gilt das aber mittlerweile eigentlich für alle HP-Tintendrucker.

Bei mittlerem bis hohem Druckaufkommen sollte man sich besser für ein Gerät mit Einzelpatronen oder gleich sogar mit Tintentanks entscheiden. Bei HP starten diese preislich mit dem Smart Tank 5105 für dann um die 150 Euro. Ab dem nur geringfügig teureren Smart Tank 7005 gibt es auch eine geschlossene Papierkassette und den automatischen Duplexdruck.

Vorteile

  • intuitiv aktivierbar
  • bequem nutzbar (beim Druck und bei Kopien)
  • gute Druckqualität auch ohne Schwarzpatrone

Nachteile

  • Textdruck mit Farbpatrone dauert recht lang
  • Textdruck mit Farbpatrone nochmals teurer und mit niedrigerer Reichweite
  • Textdruck mit Farbpatrone weniger kräftig

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