Kodak stellt Insolvenzantrag

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So wie es derzeit aussieht, dürfte Kodak als Unternehmen überleben, muss sich aber von seinem Tafelsilber (Patente) trennen, sich aus zahlreichen Sparten zurückziehen und darauf spekulieren, dass der Tintendrucker-Bereich endlich durchstartet. Dieser Umstrukturierungsprozess dürfte bis 2013 andauern, so Kodak.

Erschienen am 21. Januar 2012 bei Druckerchannel.de, 1 Seite(n)

https://www.druckerchannel.de/artikel.php?ID=3166


Kodak ist noch nicht am Ende


Kodak ist noch nicht am Ende, auch wenn Online-Medien wie Spiegel.de dies mit reißerischen Überschriften wie "Kodak ist pleite" verbreiten. Vielmehr schlüpft das Traditionsunternehmen Kodak zunächst unter den Schutzmantel des amerikanischen Insolvenzrechts und beantragte ein Insolvenzverfahren nach "Chapter 11".

Insolvenzen werden im angelsächsischen Bereich anders und aktiver genutzt als im deutschsprachigen Raum. Der Chapter 11 ist ein effektiver Schutz gegen Forderungen von Gläubigern und verschafft den Unternehmen häufig den Spielraum, den sie zum Weiterführen der Geschäfte und zur Sanierung brauchen. So nutzte General Motors 2009 ebenfalls den Insolvenzantrag nach Chapter 11 um sich erfolgreich umzustrukturieren.

Kodak sicherte sich bereits einen Kredit der Citigroup von rund 950 Millionen Dollar – zudem wird erwartet, dass Kodak durch Chapter 11 seiner kostspieligen Pensionsansprüchen zumindest teilweise entledigen kann. Das ist auch dringend nötig, denn Kodak schreibt, mit Ausnahme von 2007, seit Jahren rote Zahlen. Derzeit stehen laut Medienberichten 5,1 Milliarden Dollar Vermögenswerten Schulden von 6,8 Milliarden gegenüber. Deswegen sucht Kodak händeringend nach neuen Einkommensquellen und braucht den Schutz durch Chapter 11.

Ob Kodak allerdings erfolgreich und gestärkt aus der Insolvenz geht, ist schwer abzusehen – das Potential wäre vor allem dank der wertvollen Patente des Konzerns zweifelsohne vorhanden. Bisher aber ist der Insolvenzantrag schlichtweg ein weiterer Tiefpunkt des Film- und Fotokonzerns.

Der Stern des Unternehmens sank mit dem Niedergang der analogen Fotografie – das Kodak-Management begriff viel zu spät die Bedeutung der digitalen Bildverarbeitung, trotz digitalen Pionierleistungen und eigenen Kamerasystemen wie mit dem Kodak DCS. Zur Erinnerung, noch Mitte der 90ziger galt die digitale Fotografie für die breite Masse als zu teuer und qualitativ kaum konkurrenzfähig zum Film. 2007 hingegen waren 91 Prozent der verkauften Kameras bereits digital. Kodak wurde förmlich von der digitalen Welle überrollt – Analogfotografie und Filmproduktion sind inzwischen ein Nischenmarkt.

Kodak versuchte, dem Niedergang des Hauptgeschäftsfeldes mit massivem Stellenabbau, Schließung von zahlreichen Standorten und der Einführung von neuen Produkten und Geschäftssparten im Bildbereich aufzuhalten. Die Belegschaft schrumpfte von 47.000 (2003) auf 18.800 Mitarbeitern (2010). Der Verkauf der 1.100 Patente, das sind laut Financial Times rund 10 Prozent der Patente von Kodak USA, wurde bereits im August 2011 kommuniziert – war aber bis dato noch nicht von Erfolg gekrönt.

Endverbraucher kommen besonders mit drei Kodak-Produkten in Kontakt:

  • Kodak Easyshare Digitalkameras, die sich aber qualitativ und preislich schwer gegen die japanische Konkurrenz durchsetzen können.
  • Foto-Kiosk-Systeme, die häufig in Drogeriemärkten zu finden sind und direkt vor Ort digitale Bilder aufs Papier bringen.
  • Tintenmultifunktionsgeräte, die Kodak seit 2007 verkauft – allerdings nur mit gemischtem Erfolg. Besonders auf dem wichtigen deutschen Markt kam die Strategie "teures Gerät aber billige Tinte" beim Kunden überhaupt nicht an. Doch gerade die Tintenstrahler sind, neben dem Verkauf von Patenten, die Hoffnungsträger bei Kodak.

CEO Antonio M. Perez gibt sich, was sollte er auch anders tun, optimistisch: Kodak steht mit den Tintenstrahlern vor dem Durchbruch. Zudem sind die zu veräußernden Patente laut Perez über 3 Milliarden Dollar wert. Schon heute verdient Kodak durch Lizenzen dreistellige Millionenbeträge (2010: 838 Millionen Dollar) und um weitere Lizenzgebühren einzutreiben, startete Kodak bereits zahlreiche Patenklagen unter anderem gegen Apple und HTC.

Reaktion von Kodak

Normale Geschäftsbetrieb geht weiter trotz Chapter-11-Anmeldung in den USA.

Tochtergesellschaften außerhalb der USA sind von dem US-Verfahren nicht betroffen und nicht Gegenstand der gerichtlichen Aufsicht. Die Warenlieferungen und die Dienstleistungen an die Kunden laufen weltweit normal weiter. Das Unternehmen hat sich $ 950 Millionen an Massedarlehen-Finanzierung in den USA gesichert. Kodak durchläuft eine Reorganisation, um seinen Fortbestand als profitables und nachhaltiges Unternehmen sicherzustellen.

"Unser Europa-Geschäft ist von der (...) Entscheidung, Chapter 11 anzumelden, nicht betroffen, sondern dieser Restrukturierungsprozess bezieht sich auf das Mutterunternehmen Eastman Kodak Company in USA." so Philip Cullimore, Managing Director Europe.

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