IFA 2008: Epson EC-O1
von Ronny Budzinske
Erschienen am 2. September 2008 bei Druckerchannel.de, 1 Seite(n)
https://www.druckerchannel.de/artikel.php?ID=2333
Nie mehr Patronen wechseln
Mit dem Epson EC-O1 (Eco/Öko 1) stellt Epson einen Drucker vor, der für rund 350 Euro (plus 50 Euro Pfand) zu haben ist. Der Grund für den hohen Preis: Man braucht während des Druckerlebens keine Verbrauchsmaterialien nachzukaufen, denn im Deckel des Druckers befindet sich ein riesigier Tintentank, der 8.000 Seiten reichen soll. Ist der Tintentank leer, bringt man den Drucker wieder zum Händler und erhält sein Pfand in Höhe von 50 Euro zurück.
Epson verspricht ein komplettes Recycling des Gerätes. Schade, denn würde der Hersteller anbieten, die riesiegen Tanks einfach wieder zu befüllen, hätte der Drucker die Bezeichnung "ökologisch" tatsächlich verdient. Abhängig vom Verbrauch der Patrone, bei Normalnutzern erst nach mehreren Jahren, kann jedoch auch ein Recycling des ganzen Gerätes die ökologischste Variante sein.
Laufende Kosten
Die integrierten und im Gerät fest verbauten Tintentanks sollen für bis zu 8.000 Seiten nach ISO 24711/12 reichen - das entspricht zirka 20 kompletten Patronenwechseln bei herkömmlichen Druckern. Die Reichweitenangabe bezieht sich dabei auf ein Farbdokumenten mit einer ungefähren Gleichverteilung von Cyan, Magenta und Gelb von jeweils knapp unter 5 Prozent Deckung.
Laufende Kosten (abgesehen vom geringen Stromverbrauch des Druckwerks und vom Papier) gibt es beim Epson nicht. Für einen normalen Benutzer sollte die Menge an Tinte für mehrere Jahre ausreichen.
In der nachfolgenden Tabelle hat Druckerchannel die Druckkosten nach 8.000 Seiten von handelsüblichen Druckern gegenübergestellt. Bei einem sehr niedrigen Druckaufkommen dauert es entsprechend lange, bis sich die hohe Investition von 400 Euro lohnt.
Kosten nach 8.000 gedruckter Seiten (gerundete Kosten) | ||||
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Canon iP4600 | Epson EC-O1 | Epson B40W | HP K5400N | |
Drucker | 100 Euro | 400 Euro - 50 Euro (Pfand) | 130 Euro | 150 Euro |
Schwarze Tinte | 36 Euro*1 262 Euro*2 | — | 175 Euro | 96 Euro |
Cyan Tinte | 163 Euro | — | 142 Euro | 98 Euro |
Magenta Tinte | 176 Euro | — | 142 Euro | 98 Euro |
Gelbe Tinte | 163 Euro | — | 142 Euro | 98 Euro |
Gesamtkosten | 900 Euro = 257% | 350 Euro = 100% | 732 Euro =209% | 540 Euro =154% |
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Der Vergleich der Druckkosten bezieht sich lediglich auf den Druck des ISO-Farbdokuments. Die maximale Ersparnis lässt sich beim EC-O1 aber nur dann erreichen, wenn die integrierte Tinte auch komplett verbraucht wird - und das ist im täglichen Gebrauch kaum möglich.
Tintenersatzmodus
Für die User, die mehr Texte als Fotos oder farbige Dokumente drucken, hat Epson eine Lösung gefunden: Wie bereits von einigen älteren HP-Druckern bekannt, kann auch der EC-O1 mit fast leerer Schwarz-Tinte oder einer leeren Farbtinte weiterdrucken. Im ersten Fall fragt das Gerät noch vor dem zuneige gehen, ob bei allen weiteren Druckaufträgen Schwarz durch ein Zusammenmischen der restlichen drei Farben gemischt werden soll - als Ergebnis erhält man zwar lediglich ein sehr dunkles Grau, jedoch kann dies die Druckreichweite stark erhöhen. In dem Fall, dass eine der Farben zuneige geht, ist der Epson in der Lage, weitere Ausdrucke lediglich mit der schwarzen Tinten auszuführen.
Technische Daten
Das Gehäuse des EC-O1 basiert offensichtlich auf dem des Multifunktionsgerätes CX3650, wobei die Scaneinheit als Tank für die vier fest verbauten Claria-Tinten (Dye-Tinte) dient. Die Tinte gelangt über ein Schlauchsystem zum Piezo-Druckkopf, über den Epson noch keine Angaben machen konnte. Das maximale Tempo ist mit 24 Seiten je Minute angegeben.
Neben der reinen Druckfunktion hat Epson das Gerät mit einem Speicherkartenleser ausgestattet. Mit Wahltasten für Kopienanzahl, Druckformat und Medium lassen sich Fotos auch ohne Computer druckten. Weitere Ausstattungsmerkmale wie ein Display oder eine Duplexeinheit hat Epson indes nicht vorgesehen.
Der Ökologische Aspekt
Mit dem EC-O1 will Epson dem Umweltschutz in drei Punkten gerecht werden:
- leicht recyclebares Gehäuse ohne Lackierung
- geringer Energieverbrauch beim Druck (Strom)
- kein Abfall während der Benutzung (leere Patronen)
Unsere Meinung
Klasse - Epson hat sich getraut, einen Drucker mit einem ganz neuen Konzept auf dem Markt zu bringen - dafür gibt es ein großes Lob. Jedoch ist die Idee mit dem "Einwegdrucker" nicht ganz ausgereift.
Über mögliche Einsatzzwecke kann man nur spekulieren. Vorstellbar sind zum Beispiel Schulklasse, die einen Drucker mit möglichst wenigen Benutzereingriffen (Patronenwechsel) verlangen.
Den normale User wird mit Sicherheit vom hohen Gerätepreis abgeschreckt sein. Die sehr günstigen Kosten nach dem Druck der 8.000 Seiten lassen sich bei anderen Geräten mit dem Einsatz von Nachbaupatronen oder mit Refill ebenfalls erzielen - dabei sind die Hardware-Kosten weitaus weniger kostenintensiv.
Desweiteren stellt sich die Frage, wie viele sich bereit erklären, für ein ökologisches Produkt auf den gewohnten Komfort moderner Drucker zu verzichten. Also zum Beispiel den Scanner, den CD/DVD-Druck oder ein komfortables Display am Drucker. Vielleicht bringt Epson ja noch ein Multifunktionsgerät mit diesem Konzept auf den Markt?