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VG-Wort-Abgaben auf Kopiergeräte: Keine Standalone-Kopien mit neuen HP AIOs

von Ronny Budzinske

Vorausschauend auf die noch in Verhandlung stehenden Abgaben auf Multifunktionsgeräten geht HP einen eigenen Weg. Zukünftige Modelle bis 200 Euro können nur noch über einen PC kopieren, wodurch ein All-In-One vom Kopierer zum Drucker mit integriertem Scanner wird.

Als sich der Gesetzgeber im Jahre 1985 mit der Verwertungsgesellschaft VG-Wort über eine Gebührenverordnung für reprografiefähige Geräte (Kopierer) verständigt hatte, ging mit Sicherheit niemand davon aus, dass solche Maschinen in absehbarer Zukunft für wenig Geld erhältlich sind - schließlich lag der damalige Marktpreis oftmals bei weit mehr als 10.000 DM (rund 5.100 Euro).


Seit der Jahrtausendwende hat sich dies jedoch grundlegend geändert. Neben Tintendrucker wurden auch Scanner immer günstiger und eine Kombination beider Geräte bot sich für viele Zwecke mehr und mehr an. Mittlerweile bieten alle Hersteller solche Multifunktionsgeräte auf Tintenbasis für oftmals weit weniger als 100 Euro an.

Und genau hier liegt der Knackpunkt: Auch wenn die günstigen Multifunktionsgeräte mit Kopierfunktion offensichtlich recht wenig mit den großen, teuren Kopierern gemein haben, ist die VG-Wort der Auffassung, dass die vor mehr als 20 Jahren festgelegten Abgabensätze auch für die aktuellen Billiggeräte gelten sollen. Das bedeutet für ein einfaches Multifunktionsgerät eine Abgabe von mindestens 76,70 Euro - bei einem oftmals deutlich geringeren Verkaufspreis.

Abgaben auf Geräte mit Kopierfunktion (1985 bis 2007)
S/WFarbe
bis 12 ppm38,35 €76,70 €
13 bis 35 ppm51,13 €102,26 €
36 bis 70 ppm76,70 €153,40 €
ab 70 ppm306,78 €613,56 €
Copyright Druckerchannel.de

Derzeit ist noch immer nicht geklärt, in welchem Umfang diese Gebühren rückwirkend bis Ende 2007 abgegolten werden sollen. Seit Jahren haben die Hersteller dazu Rückstellungen gebildet.

Neuerungen gibt es für den Zeitraum ab Januar 2008. Im "zweiten Korb" der Urheberrechtsreform aus dem Jahre 2007 wurde beschlossen, dass Pauschalabgaben zukünftig nicht mehr vom Gesetzgeber selbst, sondern von den entsprechenden Interessenvertretern selbst ausgehandelt werden sollen.

Für verkaufte Multifunktionsgeräte mir Kopierfunktion seit 2008 ist eine Gebührenordnung noch in Verhandlung. Während die VG-Wort auf den bisherigen Kopierer-Tarif aus dem Jahre 1985 festhält, sind die Interessenvertreter der Gerätehersteller, in diesem Fall die Bitkom, anderer Auffassung. Im Raum stehen beispielsweise prozentuale Abgaben, die fünf Prozent vom Verkaufspreis nicht übersteigen.


Lösungsansatz von HP

Um zukünftige Kopierabgaben (in bisher noch unbekannter Höhe) zu umgehen, geht HP einen interessanten Weg: Neue Geräte bis 200 Euro stattet HP einfach ohne hardwareseitiger Kopierfunktion aus.

Dies betrifft sämtliche Neuvorstellungen der Multifunktionsmodelle der Deskjet-, Photosmart- und Officejet-Familie ab Sommer 2008. Erste Geräte hat Druckerchannel diese Woche vorgestellt, weitere folgen in den kommenden Monaten. Zu erkennen sind diese Geräte aktuell an der Modellnummer, welche stets mit "24" enden.

Zwar besitzen die betreffenden Geräte noch eine Kopiertaste, jedoch steuert diese lediglich ein HP-Programm, das auf einem PC läuft. Dieses startet den Scanner und leitet die digitalisierte Vorlage an das Druckwerk im Multifunktionsgerät weiter - somit handelt es sich nicht mehr um ein Gerät mit Kopierfunktion, sondern lediglich um einen Drucker mit angeschlossenem Scanner. Für diese Art von Geräten fallen damit nur die bisher und auch zukünftig geltenden 10,23 Euro für den Scanner an, falls dieser nicht mehr als zwölf Seiten je Minute einlesen kann.

HP ist der Auffassung, somit eine gute Lösung für den Kunden gefunden zu haben. Interne Studien des amerikanischen Druckerspezialisten haben ergeben, dass die Multifunktionsgeräte in den meisten Fällen mit angeschlossenem Rechner betrieben werden - genau in der Kombination, in der es bei den neuen Geräten kaum Einschränkungen geben wird.

Des Weiteren hat HP eine finanzielle Sicherheit und kann auf starke Preisanstiege im Falle von zukünftig hohen Abgaben auf Kopiergeräte bei Multifunktionsgeräte verzichten. Mit dieser Methode sollen solche Geräte weiterhin ab 60 Euro erhältlich sein.

Das sagen andere Hersteller

Druckerchannel hat die vier wichtigen Mitbewerber Brother, Canon, Epson und Lexmark befragt, ob ähnliche Schritte geplant sind.


Brother

Brother will kurzfristig keine diesbezüglichen Änderungen an seinen Produkten vornehmen. Bei den Gebühren für die entsprechenden Geräte will Brother abwägen, ob eine Reduktion im Funktionsumfang dem Kunden mehr dient, als entsprechend höhere Gerätepreise.

Alle aktuellen Tinten-Multifunktionsgeräte, wie der günstige DCP-135C (90 Euro), sind aktuell mit einer uneingeschränkten hardwareseitigen Direktkopie ausgestattet.

Multifunktionsgeräte, die nur mit Hilfe des Rechners kopieren können, gab es früher schon mal. Auch damals waren diese deutlich günstiger als vollwertige Multifunktionsgeräte mit Stand-alone-Kopierfunktion. Trotzdem sind sie verschwunden – und zwar zu Recht! Denn einen Kundennutzen konnte in so einem Produktkonzept keiner sehen.

Nun steht die Branche aber vor veränderten Vorzeichen. Die extrem hohe Forderung der VG-Wort kann unter Umständen dazu führen, dass die Prioritäten beim Konsumenten neu gewichtet werden.

Insofern könnte dieses neue alte Produktkonzept unter Umständen interessant werden. Wir sehen nach wie vor keinen Vorteil für unsere Kunden. Deshalb gibt es bei uns keinerlei Überlegungen, dem Beispiel zu folgen. Aber wir beobachten die Entwicklung sehr aufmerksam. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich ein Vorteil für unsere Kunden entstehen, werden wir uns natürlich Gedanken über mögliche Konsequenzen machen.

Noch hoffen wir aber, dass sich am Ende die Vernunft auch bei der VG-Wort durchsetzen wird und wir nicht gezwungen werden, unsere Produkte ähnlich zu verschlechtern. Denn dieses Produktkonzept ist der beste Beweis dafür, dass die unverständlich hohe Abgabenforderung der VG-Wort am Ende allen, aber insbesondere den Verbrauchern und den Journalisten der VG-Wort schadet: Die Verbraucher bekommen schlechtere Geräte und die Journalisten trotzdem nicht mehr Geld.


Canon

Wie bereits die anderen beiden japanischen Druckerhersteller Brother und Epson plant Canon derzeit keine Einschränkungen in der Kopierfunktionalität bei Tinten-Multifunktionsgeräten.

Alle aktuellen Pixma MP- und MX-Modelle, wie der MP140 für rund 60 Euro, unterstützen eine Kopie ohne angeschlossenem Computer.


Epson

Epson sieht derzeit noch keinen Handlungsbedarf, räumt aber ein, festgelegte Gebühren an den Endkunden weiterzureichen.

Alle aktuellen und kurzfristig neuen Epson-Multifunktionsgeräte (zum Beispiel DX4400 für 60 Euro) können auch ohne PC eigenständig kopieren.

Epson wird den Weg von HP nicht mitgehen. Wir werden unseren Kunden auch weiterhin höchste Qualität inklusive aller Funktionen der "All-in-One"-Geräte" bieten.

Klar ist aber auch, dass die Urheberrechtsabgabe vom Nutzer der geschützten Inhalte, nämlich dem Verbraucher, gezahlt werden sollte und im Idealfall nach seinem "Gebrauch" berechnet wird. Die Druckerpreise sind auf dem niedrigsten Marktniveau seit Jahren. Da die VG-Wort die Urheberrechtsabgaben in signifikanter Höhe von den Druckerherstellern einfordert, muss der Endverbraucher mit steigenden Preisen rechnen.


Lexmark

Lexmark geht bereits seit 2005 einen ähnlichen Weg wie HP ab Sommer 2008. So sind einfache "Standardmodelle" mit einer reinen PC-Kopierfunktion ausgestattet. Das aktuelle 80-Euro-Modell X2650 ist mit "echter" Kopierfunktion ausgestattet während der brandneue X2620 für rund 60 Euro nur mit angeschlossenem Computer kopieren kann.

Es ist unser Ziel, qualitativ hochwertige Produkte zu einem attraktiven Preis anzubieten. Um das gute Preis-/Leistungsverhältnis beibehalten zu können, haben wir bereits in 2005 erste "PC-Copy" Tinten-All-In-One-Drucker in Deutschland auf den Markt gebracht. Diese All-In-One-Drucker haben sich von den Standardmodellen dadurch unterschieden, dass für das Erstellen von Kopien der PC angeschlossen sein musste.

Auf der sicheren Seite

Wer sicher gehen will, dass sein neues Multifunktionsgerät mit der Möglichkeit der Direktkopie ohne Computer ausgestattet ist, kann derzeit zu den Geräten von Brother, Canon und Epson greifen. Weiterhin sind fast alle Lexmark Geräte ohne Einschränkungen nutzbar, lediglich einige wenige "Standardmodelle" sind betroffen.

Ausdrücklich nicht betroffen sind zudem sämtliche noch verfügbaren HP-Multifunktionsgeräte und kurzfristige Neuvorstellungen ab einer unverbindlichen Preisempfehlung von mehr als 200 Euro.

Vorsorgliche Reaktion auf VG-Wort-Abgaben
bis 2007ab 2008 geplant
Brother
Canon
Epson
HPKeine Direktkopie mehr bei Geräten bis 200 Euro
Lexmarkkeine Stand-Alone-Kopie bei sehr günstigen Standardmodellen
(aktuell ca. bis 60 Euro)
Copyright Druckerchannel.de

Druckerchannel meint

Druckerchannel kann sich der Auffassung von HP nicht anschließen, dass sich die vorgenommenen Änderungen beim Kopiervorgang in der Praxis kaum auswirken.

Gerade Benutzer von einfachen Geräten dürften ihren Computer erfahrungsgemäß nicht den ganzen Tag angeschaltet haben. Gerade dies ist für viele Kunden der Vorteil von Multifunktionsgeräten: Die spontane Kopie.

Vielmehr scheint es jedoch so, als ob HP in der laufenden Verhandlungsphase mit der VG-Wort klarmachen will, dass es auch komplett ohne Kopierfunktion geht und überhöhte Abgabenforderungen einen negativen Effekt mit sich ziehen wird - nämlich dass gar keine Abgaben mehr anfallen.

Leidtragender bei dieser Lösung ist dabei der Kunde, der eine unkomplizierte Kopie von seinem Multifunktionsdrucker erwartet.

09.08.11 12:04 (letzte Änderung)

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